Ein neuer Vortrag von Dr. Daniele Ganser, mit dem Thema „Medienkompetenz, wie funktioniert Kriegspropaganda?“ vom Oktober 2015. Dieser Vortrag richtet sich überwiegend an 15 – 25-jährige Zuschauer und enthält vielleicht gerade deswegen in über 120 Minuten wenig Neues für diejenigen, die sich schon vormals mit den Themen befasst haben. Aber trotzdem wird durchaus unterhaltsam erklärt, warum es sinnvoller ist, Bücher zu Lesen um Zusammenhänge besser zu verstehen, als sich in einer Nachrichtensendung in 10 Minuten 10 Themen anzusehen. Und warum es Gut ist, phasenweise das Smartphone weg zulegen oder für ein Wochenende in der Natur zu Zelten. Soweit ganz sympathisch.
Der Horizont der Möglichkeiten, liegt irgendwo im Unvorstellbaren
Bekannte Beispiele, wie die Brutkastenlüge und der Vorfall des Angriffs auf die USS Maddox im Golf von Tonkin werden erklärt. Leider liegt es in der Natur der Sache, dass nur bereits bekannte Vorfälle beschrieben werden können. Denn aktuelle Ereignisse sind in der Regel noch nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht und können somit auch noch nicht historisch eingeordnet werden.
Aus diesem Grund wäre es viel interessanter gewesen, wenn der Historiker genauer erklärt hätte, mit welchen Mustern Kriegspropaganda zu erkennen wäre, bevor sie Jahre später erforscht und ausgewertet und somit entlarvt ist. Welche Elemente kommen immer wieder vor und wie werden sie vorgebracht? Worauf muss ich achten? Bei welchen Signalworten sollten meine Alarmglocken läuten? Die Mustererkennung ist das wichtigste Mittel das dem Bürger bleibt, um Strategien die im Verborgenen ablaufen zu erkennen.
Doch genau hier hält der Vortrag nicht was er verspricht. Aber das ist auch in Ordnung. Es sind trotzdem zwei unterhaltsame Stunden und die Themen zu wiederholen ist eine gute Methode um aus ihnen zu lernen. „Übung (Wiederholung) macht den Meister“, heißt es so schön.
Es ist also nicht negativ noch einmal von der Brutkastenlüge zu hören, im Gegenteil hilft es dabei, eigene Muster zu erstellen, wie Kriegspropaganda funktionieren kann.
Der Grund für die Kriegslügen und die damit verbundene Propaganda ist, dass die Mehrheit der Menschen Kriege und Gewalt ablehnt. Darum würde die Wahrheit über Kriege massive Proteste auslösen. Somit müssen die Bürger belogen oder mit Gladiatorenkämpfen (Kakerlaken essen) vom Geschehen abgelenkt werden.
Brot und Spiele.
Ketzer und geopolitische Thesen
Die Aussagen von Dr. Ganser sind umstritten und vielleicht sollte sich die Öffentlichkeit genau deshalb mit ihnen auseinandersetzen. Seine Thesen einfach zu ignorieren bzw. sie unterdrücken zu wollen kann nicht die Lösung sein, auch wenn andere dies anscheinend für richtig halten. So wollte z. B. ein Bündnis aus Piratenpartei, SPD Witten, Bündnis 90/Die Grünen Witten, Grüne Jugend Witten, Antifabündnis Witten und anderen verhindern, dass Dr. Ganser an der Universität Witten/Herdecke am 29.10.2015 einen Vortrag zum Thema “Fakten, Meinungen, Propaganda – Wie mache ich mir selbst ein Bild?“ hält.
Verschwörungstheoretiker blasen zur Hexenjagd auf Historiker
Besorgte Bürger in Witten fordern Zensur von Wissenschaft
Quelle: heise.de
Weltbild in Gefahr: Auftritt von Daniele Ganser an Uni in Witten
Interview mit David Hornemann von Laer, Kunstwissenschaftler und Wahrnehmungsforscher an der Universität Witten/Herdecke
Quelle: heise.de
Es sind Fragen eines Friedensforschers zu geopolitischen Themen, die nicht gestellt werden sollen, weil sie nicht in das Weltbild einiger Menschen passen, die zu den „besser Wissenden“ gehören. Art. 5 Abs. 1 Grundgesetz (Meinungsfreiheit) scheint nur dann gültig zu sein, wenn die geäußerte Meinung auch die Meinung von SPD und Grünen ist. Ist die Meinung aber dann noch frei?
Welche Theorie im einzelnen angegriffen wird, wird nicht einmal kommuniziert. Der pauschale Vorwurf einer Verschwörungstheorie reicht aus, um eine wissenschaftliche Debatte zu beenden bevor sie stattfinden kann. Wo sind die Thesen, die Studien oder Gutachten, die Belege und Beweise, die wissenschaftlich begründen, dass Dr. Ganser tatsächlich Unrecht hat? Nur eine Vermutung zu haben, Dr. Ganser hätte nicht Recht mit seinen Aussagen, ist nichts weiter als wiederum eine Verschwörungstheorie. Und genau das werfen Kritiker dem schweizer Historiker vor. Wenn die angestrebten Redeverbote und die Diffamierungen eines Tages nicht mehr ausreichen, was passiert dann?
Ist dies noch akademischen Konformismus, politischer Aktionismus oder schon der Versuch die Redefreiheit einzuschränken?
Eine Zensur findet nicht statt.
(Art. 5 Abs. 1 Grundgesetz)
Kunst, Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.
(Art. 5 Abs. 3 Grundgesetz)
Ist es verantwortungslos über die Theorien von Dr. Ganser zu sprechen? Oder ist es verantwortungslos nicht darüber zu sprechen?
Können wir uns nicht darauf einigen, einander zuzuhören, Thesen und Meinungen auszutauschen? Solange niemand zur Gewalt aufruft oder Menschen herab würdigt, sollte es doch kein Problem sein, andere reden zu lassen. Den anderen zuhören und
in der Sache streiten, das wäre eine würdige Debattenkultur.
Und wem es nicht gefällt, holt sich am Eingang einfach sein Eintrittsgeld zurück.
Das ist der Grund für diesen Blog. Politisches Denken anzuregen und zu einer Meinungsbildung beizutragen.
Positives nicht aus dem Blickfeld verlieren
Die absolute Mehrheit der Menschen will in Frieden zusammenleben. Sie haben erkannt, dass wir durch Kooperation viel weiter kommen, als durch Konkurrenz und Konfrontation. Aber auch hier finden wir das Problem der Meinungsmacht und der Deutungshoheit. Wer hat wen zuerst angegriffen und warum? Wie interpretieren die Medien einzelne Vorfälle? Der Vortrag spricht die persönliche positive Einstellung an und hebt die Bedeutung eben dieser positiven Einstellung hervor. Es ist wichtig, sich positives zu bewahren. Und wir brauchen mehr Vertrauen in unsere Mitmenschen.
„Seien sie mal wo sie sind“.
Dr. Daniele Ganser
Im letzten Jahr wurde die deutsche Friedensbewegung so stark angegriffen, dass es im Grunde keinen bedeutsamen Protest mehr gegen den völkerrechtswidrigen Einsatz der Bundeswehr in Syrien gab. Das wäre noch vor einigen Jahren unvorstellbar gewesen. Aber jetzt sind alle Friedensaktivisten „völkische Wutbürger und Unholde“.
Kriegsgegner werden diskreditiert und natürlich ist auch das eine Form der Kriegspropaganda.
Wenn 250.000 Demonstranten in Berlin gegen TTIP auf die Straße gehen und anschließend im Spiegel lesen müssen:
Die Proteste gegen das Freihandelsabkommen TTIP bedienen vor allem rechtspopulistische Ressentiments. Wer da mitmarschiert, findet offenbar nichts daran, sich gedanklich bei Pegida-Bachmann, Marine Le Pen und Donald Trump unterzuhaken.
Amerika gilt als Reich des Bösen. Seltsam nur, dass es US-Behörden sind, die verbraucherfeindliche Machenschaften bei Deutscher Bank und Volkswagen aufgedeckt haben.
Quelle: spiegel.online
Die Demonstranten als „Antiamerikaner“ und „Neu-Rechte“ zu bezeichnen, ist offensichtlich auch Teil einer Agenda. Hier wird nicht hinterfragt, warum diese Skandale von amerikanischer Seite aufgedeckt wurden und ob dies evtl. die Verhandlungsposition der Deutschen schwächen könnte, es also teil einer Strategie sein könnte. Immer wieder wird vergessen, dass Wirtschaftskriege auch Kriege sind. Geld ist auch eine Waffe. Sanktionen treffen nicht die Herrschenden. Wenn es einen Mangel an Waren gibt, leiden immer die Bürger und nicht die Verantwortlichen. Es ist wichtig, sich Empathie zu bewahren und die Gleichgültigkeit des Mainstream nicht anzunehmen.
Ein neues amerikanisches Jahrhundert
Letztendlich ist es unerheblich, ob wir den Gedanken annehmen, dass Amerika ein modernes Imperium ist. Denn andere Menschen denken so und sie handeln auch danach. Es gibt viele Beispiele dafür. Ob die geheimen Gefängnisse, die militärischen Stützpunkte, die „gute“ Folter, ob der bolivianische Präsident in seinem Flugzeug zu Landung gezwungen wird, das Europäische Parlament abgehört wird, die deutsche Kanzlerin und die deutsche Bevölkerung. Edward Snowden nicht nach Deutschland kommt um in Untersuchungsausschuss auszusagen und sich in Moskau versteckt, Julian Assange sich in der Botschaft Ecuadors in London versteckt, Chelsea Mannings für 35 ins Gefängnis muss usw. Die Liste ist lang. Viel zu lang.
Wir befinden uns in einem medialen Krieg um die Köpfe und die Gedanken der Bürger und jeder von uns ist ein Teil davon, auf die eine oder die andere Weise. Ob wir wollen oder nicht, dem zustimmen oder nicht. Diese Dinge passieren. Durch das Ignorieren der Tatsachen unterstreichen wir nur unsere Passivität, dann handeln eben andere. Es ist ja kein Märchen, dass Menschen im Kriegen sterben. Wie schon gesagt ist es nicht von Bedeutung, wenn einzelne die Ansichten von Dr. Daniele Ganser nicht teilen, Amerika sei ein Imperium, solange andere es als ein solches begreifen und danach handeln. Es gibt “Think-Tanks” die das Ziel der amerikanischen Vorherrschaft anstreben und das auch international, bzw. global Umsetzen wollen, z. B. das „Project fo a new American Century“ (PNAC). Ob jemand das nun für eine Verschwörungstheorie halten mag oder nicht.
Die Vereinigten Staaten unterhielten nach eigenen Angaben im Jahr 2008 761 militärische Einrichtungen aller Teilstreitkräfte (Army, Air Force, Navy, Marine Corps) im Ausland. Dies sind 14 % von 5.429 Einrichtungen insgesamt. Die Gesamtzahl der Stützpunkte, auf die die USA jederzeit zurückgreifen können, ist jedoch höher, da Basen, für die lediglich Nutzungsrechte vereinbart wurden, auf denen aber derzeit keine amerikanischen Soldaten stationiert sind, sowie etliche Militärbasen, etwa in Afghanistan und im Irak, in dieser Statistik nicht enthalten sind. Experten schätzten im Jahr 2004 die Gesamtzahl der Stützpunkte, auf die die USA jederzeit zurückgreifen können, auf ungefähr 1000.
Quelle: wikipedia
Dr. Daniele Ganser leitet das Swiss Institute for Peace and Energy Research (SIPER). Er forschte zu dem Thema verdeckte Kriegsführung und schrieb das Buch “NATO-Geheimarmeen in Europa”, dass in 10 Sprachen übersetzt wurde.
Dr. Daniele Ganser “… war Dozent für Zeitgeschichte an der Universität Zürich und der Universität Luzern. Derzeit ist er Dozent für die Geschichte und Zukunft von Energiesystemen an der Universität St. Gallen (HSG) und für Konfliktforschung am Institut für Soziologie der Universität Basel sowie wissenschaftlicher Beirat des Wirtschaftsverbandes Swisscleantech.” Quelle: SIPER
Die Vorträge von Dr. Michael Lüders (Wer den Wind sät) und Prof. Rainer Mausfeld (Warum schweigen die Lämmer?), die Dr. Ganser in seinem Vortrag nennt, sind hier auf dem skynetblog.de zu finden.
Dr. Daniele Ganser – „Medienkompetenz – Wie funktioniert Kriegspropaganda?”