Ein Vortrag von Prof. Götz Werner über einen nötigen Paradigmenwechsel und die “Revolution im Kopf“ auf der re:publica 2010. Wer wir sind und wer wir sein wollen sind wichtige Fragen, die wir Gesellschaftlich diskutieren und lösen müssen. Wollen wir mehr sein als Reiz-Reaktions-Wesen? Können wir mehr sein als das?
Warum zwingen wir andere Menschen dazu, eine sinnlose Tätigkeit auszuüben, nur damit sie dadurch einen “Anspruch“ auf eine “Leistung“ nach SGB II erwerben? Erwerb von Wohlfahrt? Niemand hat etwas durch diese ein-Euro-Jobs oder dadurch, mit einem Lama spazieren zu gehen gewonnen. Es dient einzig dazu, für alle anderen das Bild von der “Leistungsgesellschaft“ aufrecht zu erhalten. So sehr sind wir in unseren alten Strukturen verhaftet. Wollen wir so Miteinander umgehen? Nötig haben wir es nicht. Durch das Demütigen anderer demütigen wir immer auch uns auch selbst.
“Die meisten Menschen haben zwei Menschenbilder in sich.
Eins von sich selbst, das ist das Humanistische. […] Und dann haben sie noch ein zweites. Das ist das Menschenbild, dass sie von ihren Mitmenschen haben, das ist das materialistische Menschenbild.”
Prof. Götz Werner
Kinderarmut und Altersarmut sind Zeichen dafür, dass wir eine Gesellschaft geschaffen haben, die sich nur durch Einkommen und dementsprechend durch Ausgeben definiert. Leisten kann sich nur derjenige etwas, der auch Leistung erbringt. Also Kinder und Rentner nicht. Denn wer kein eigenes Einkommen hat, keinen Erwerb, steht am Rand und hat keine kulturelle Teilhabe. Es ist Sichtbar für jeden der es sehen will. Es ist nicht einfach, diese Verhältnisse zu verändern. Mit Geld alleine ist es nicht getan. Es ist nur der Anfang.
Zuerst müssen wir die Notwendigkeit eines neuen Systems begreifen. Wir müssen umdenken und neu Lernen was es bedeutet eine Gesellschaft, eine Gemeinschaft zu sein. Dazu ist eine Revolution im Kopf notwendig. Haben wir das als Gesellschaft geschafft, haben wir begriffen, dass es kein Luxus ist, sondern eine Notwendigkeit, kommt das bedingungslose Grundeinkommen von alleine.
“Immer mehr Menschen wird der Strom abgestellt, weil sie ihre Rechnungen nicht bezahlt haben. 344.798 Kunden wurde 2013 zeitweise der Strom abgeklemmt, wie „Spiegel Online“ aus einem Monitoringbericht der Bundesnetzagentur (BNetzA) berichtete. Das waren demnach gut 23.000 Sperrungen mehr als 2012 und rund 33.000 mehr als 2011. Fast sieben Millionen Mahnverfahren seien 2013 so weit gegangen, dass die Lieferanten ankündigten, den Strom zu kappen. 2011 hatte es rund sechs Millionen solcher Drohungen gegeben.”
Quelle: www.wiwo.de | 23.11.2014
“Nur wer arbeitet, soll auch Essen.“
Franz Müntefering
Quelle: ZEIT online
Das ist die Sozialdemokratie von heute. Diese Aussage deutet allerdings mehr auf Mittelalter oder ein gestörtes Sozialverhalten hin, als auf einen Verteidiger des Sozialstaates. Das eigene Ich aufwerten indem andere abgewertet werden. Das moderne “Wording” der Sozialisten? Umdenken ist zwar notwendig, wird aber nicht durch diese Personen passieren. Das müssen wir schon selber machen.
Die Aussage, dass wir ein Selbstbild haben und anderen Menschen unsere eigenen Kompetenzen nicht zutrauen, zeigen die Fragesteller am Ende des Vortrages sehr deutlich. Da wird von Leistungsmissbrauch und Bildungsferne gesprochen. Interessant wie Menschen ihre Mitmenschen wahrnehmen.
Die Bildqualität ist nicht überzeugend und die Tonspur ist schlecht. Zu allem Überfluss hat der Tontechniker noch ein hartes “Gate” auf die Spur des Redners gelegt.
Inhaltlich ist der Vortrag aber sehr zu empfehlen.
Prof. Götz Werner – Revolution im Kopf (re:publica2010)
Prof. Götz Werner | Revolution im Kopf | re:publica | 16. April 2010 | 1:11:27min | Friedrichstadtpalast in Berlin