[Bild des Monats #Juni2019] Synchrone Nachrichtenfrequenz
Die Grafik zeigt einen Gesamtjahresüberblick aller Beiträge von tagesschau.de und Spiegel Online zum Thema „Flüchtlinge“ im Jahr 2015.
Diese Kurve bildet erstens den zunächst geringen Stellenwert des Themas und dann die Dramatik der sich überstürzenden Ereignisse und der damit verbundenen Konflikte ab. Auffallend ist, dass die Kurve der Nachrichtenfrequenz zwischen den beiden Webmedien überraschend synchron verläuft, wobei tagesschau.de in der Hochphase den Output von Spiegel Online kurzfristig überholt.
Dieser parallele Verlauf lässt sich mit der Wettbewerbssituation (beide wollen möglichst aktuell möglichst viele News bringen) und mit den für Newsseiten spezifischen Verarbeitungsroutinen (derselbe Input und Newsmanagement) erklären. Eine Rolle spielt vermutlich auch das ähnliche, die Handhabung der Nachrichtenfaktoren prägende Rollen- und Funktionsverständnis des professionellen Newsjournalismus. Stichproben (welt.de und focus.de; siehe auch Teil 3) zeigen, dass Unterschiede im politischen Selbstverständnis der Redaktionen offenbar keinen Einfluss haben.
(Haller et al., OBS 2017, Seite 17)
(Hervorhebungen von skynetblog.de)
Anmerk. Wettbewerbssituation:
Es lässt sich kein Unterschied feststellen, obwohl die ARD (tagesschau.de) von Gebühren finanziert wird. Dennoch zeigt tagesschau.de dasselbe „Marktverhalten“, wie die Konkurrenten, die sich von Werbung/Verkäufen/Abonnenten/usw. finanzieren müssen.
Wenn dem so ist, dass die Verarbeitungsroutinen identisch sind, ist der öffentliche Rundfunk keine Alternative (mehr) zu den privaten Medien.
Bildnachweis / Quellennachweis:
(Synchrone Nachrichtenfrequenz)
Michael Haller
Die „Flüchtlingskrise“ in den Medien
Haller et al., OBS 2017
Seite 18