Jordan B Peterson und der „Deepfake“

skynetblog.de - Deepfake

In den sozialen Medien kursiert derzeit eine Geschichte über den Psychologen und Autor Jordan Peterson. Kurz gesagt, wird behauptet, Dr. Peterson hätte zehn Jahre Gefängnis für einen YouTuber gefordert, weil dieser sich über ihn lustig gemacht haben soll. Nun sei Dr. Peterson bei einigen Konservativen „untendurch“. Von diesem Vorgang hatte ich zuvor noch nie etwas gehört und so musste zunächst einmal selber nachlesen, worum es bei diesem Vorgang wirklich ging. Und ich möchte meine Einschätzung dazu hier kurz festhalten.

Diese „Story“ ist schon im ersten Moment schwer zu glauben. Denn Dr. Peterson hat sich seit Jahren für die Redefreiheit eingesetzt und sich selbst auch gegen die Bill C-16 engagiert, ein Gesetz, das in Kanada die freie Rede einschränken soll. Dafür hat er viel riskiert und geopfert. Wer sich diesen Vorgang um den YouTuber Snicklink genauer anschaut, stellt sehr schnell fest, dass dieser Fall sich anders darstellt, als es im Internet mancherorts die Runde macht.

Denn der YouTuber hat sich nicht über Jordan Peterson lustig gemacht, sondern hat ihn benutzt, um sich über Dritte lustig zu machen. Dies ist ein völlig anderer Sachverhalt.
Der YouTuber hat ein „Deepfake“ von Dr. Peterson angefertigt, in dem sich dieser über die deutsche Bundesregierung, die Ampel und die Außenministerin Baerbock lustig macht. Dr. Peterson wurde also als Projektionsfläche benutzt, sodass sich der YouTuber über die Ampel lustig machen konnte. Dabei wurden Reichweite und Integrität von Dr. Petersen ausgenutzt. Es gibt zahlreiche Videos, Bilder, Memes und so weiter, die sich über Jordan Petersen lustig machen. Ich selber habe auch Videos im Internet geteilt und füge sie hier ein. Ich finde sie urkomisch und wüsste nicht, dass gegen diese Videos rechtlich vorgegangen wurde. Denn sie machen sich über ihn lustig und benutzen ihn nicht, um sich über Dritte lustig zu machen.
Das ist der Unterschied.

Teil 1

Teil 2

 

Die Gefängnisstrafe forderte Peterson generell dafür, diese Art von Fake News in Form von Deepfakes zu verbreiten. Das war nicht allein auf seine Person bezogen. Denn auch Redefreiheit kennt Grenzen, zum Beispiel den berühmten Ruf „Feuer“ in einem vollbesetzten Theater.

Diejenigen, die nun behaupten, Jordan Petersen sei gegen freie Rede und wolle ihm unliebsame  YouTube Accounts löschen lassen, sollten sich fragen, was sie selbst denken würden, wenn sie eines Morgens in ihrem Postfach eine Nachricht von Freunden finden würden, mit der Frage:
„Seit wann findest du Stalin in Ordnung?“, oder ein Video, in dem sie „mitspielen“ und eine Hakenkreuzfahne tragen und auf einer Neonazidemo mitlaufen. Oder schlimmeres …
Ich glaube, das würde niemand wirklich witzig finden.

Es gibt, laut Kant, nur einen einzigen kategorischen Imperativ, nach dem man handeln soll, den bekannten Imperativ: „Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde!“.


Ich selber habe zum Beispiel auch ein Meme erstellt und geteilt, indem ich einer anderen Person Worte in den Mund lege, die diese Person so nie gesagt hat. Beispiel:

skynetblog.de - Orwell - Deepfake

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Ich poste dieses Meme manchmal unter Beiträgen, bei denen es um Zensur oder Ähnliches geht. Und noch nie hat mich jemand nach der Quelle für dieses „Zitat“ gefragt. Denn es ist offensichtlich ein Scherz | Fake. 


Das man Deepfakes nicht in dieser Form benutzen sollte, unterschreibe ich.

Zumindest wäre es ein Kompromiss, unten am Rande des Videos durchgehend einzublenden, dass es sich bei diesem Video um ein Deepfake handelt. Es gibt wirklich witzige Deepfakes im Internet, zum Beispiel Parodien von Sylvester Stallone und Rambo. Diese sind unpolitisch und lustig. Beispiel:

 

Wenn man nun allerdings einer berühmten Person politische Aussagen in den Mund legt und dieses nicht wirklich kenntlich macht, kann ich sehr wohl verstehen, dass diese Person, die für diese Aussagen missbraucht wird, dagegen wehren möchte.

Dr. Peterson wird fortlaufend angegriffen und diffamiert. Ich habe dazu bereits hier einen Artikel verfasst. Wenn nur ein kleiner Teil der Zuschauer solch eines Videos glaubt, dass es real ist, kann dies bereits verheerende Auswirkungen auf die Reputation einer Person haben.

Und es ist genau das: Es ist eine Verzerrung der Wirklichkeit, wenn man diese Deepfakes anfertigt und verbreitet. Und man sollte sich überlegen, wenn man einerseits ARD und ZDF vorwirft, diese würden die Wirklichkeit verzerren, warum man diese Wirklichkeitsverzerrung dann akzeptiert, wenn sie die eigenen Narrative unterstützt.

Eine sehr gute Zusammenfassung des Vorgangs findet man hier. Und auch einen Auszug der vielen Reaktionen auf diesen Deepfake. Beispiel:

Selbstredend soll sich dieser Beitrag nicht gegen Personen richten, die diesen Vorfall anders einschätzen. Sondern jedem Leser die Möglichkeit geben, sich zu diesem Vorgang eine eigene Meinung bilden zu können, indem man verschiedenen Ansichten zuhört. Und gleichzeitig möchte ich auf die Gefahren hinweisen, denen wir uns durch Deepfakes und KI-generierte Bilder gegenübersehen. Und wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung.

Man kann die Meinung der Anderen nicht ändern. Man kann nur seine eigene Meinung ändern.


Eigentlich schreibe ich selten über „tagesaktuelle“ Ereignisse wie dieses. Aber in diesem Fall war es mir wichtig, mit diesem Beispiel einerseits auf den Unterschied zwischen „sich über jemanden lustig machen“ und „jemanden benutzen, um sich über Dritte lustig zu machen“ hinzuweisen. In der IT könnte man vielleicht von einer Form eines Man-in-the-Middle-Angriff sprechen. Und gleichzeitig wollte ich auch erneut auf die Gefahr durch die Deepfakes und KI (Skynet) hinweisen.

Na dann…

 

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