[Interview] Im Gespräch mit Prof. Dr. Rainer Mausfeld

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Der Vortrag des Psychologen Prof. Dr. Rainer Mausfeld “Warum schweigen die Lämmer?” wurde hier schon in einem früheren Beitrag empfohlen. In seinem Vortrag erklärt er die Techniken des Aufmerksamkeits-, Angst- und Empörungsmanagements und die Möglichkeit, wie verschiedene Ereignisse in den Nachrichten unsichtbar gemacht werden können.

Als eine Ergänzung zu seinem Vortrag, möchte ich auf zwei Interviews mit Prof. Dr. Rainer Mausfeld aufmerksam machen, in denen die Themen Medien, Demokratie und Neoliberalismus im Mittelpunkt stehen.

Jens Wernicke im Gespräch mit Prof. Rainer Mausfeld

Die Links-Rechts-Demagogie. (Auszug: NachDenkSeiten)

“Alle Tagesnachrichten sind zwangsläufig hochgradig selektierte Realitätsfetzen, die ohne eine ausführliche Kontextualisierung gar nicht verständlich sein können. Eine solche Kontextualisierung erfolgt in den Medien meist unausgesprochen, das heißt durch die verwendete Sprache, durch affektive Bewertungen, durch Bilder etc.

Die Merkmale von Propaganda sind dann eindeutig erfüllt, wenn Meinung und Information in systematischer und für den Leser kaum aufzulösender Weise vermischt sind. Dies ist bei der Mehrzahl der Tagesnachrichten der privaten und öffentlich-rechtlichen Leitmedien der Fall. Bereits ihre Darbietung ist also ideologisch durchtränkt von den politischen und ökonomischen Interessen derjenigen, die eine Auswahl der Realitätsfetzen treffen, die sie über die Medien bereitstellen.

In diesem Sinne kann man durchaus sagen, dass wir bereits durch die strukturellen und ökonomischen Verhältnisse, auf deren Grundlage und in deren Rahmen Medien operieren, manipuliert werden.

Zu einer solchen Manipulation nutzen Medien ein breites Spektrum unserer psychischen Bedürfnisse aus. Sie versprechen Unterrichtung über die Welt vor allem hinsichtlich unserer Sorgen und Ängste, die unsere eigene kleine Lebenswelt betreffen. Das sind insbesondere politische Ereignisse und Entwicklungen, die unseren Status quo verschlechtern könnten. Sie befriedigen unsere Neugierde auf das Fremde und unser natürliches soziales Bedürfnis nach Klatsch, sie liefern Identifikationsfiguren zur Lebensbewältigung und zur Ablenkung vom eigenen Alltag. Auf dieser Klaviatur des Menschlichen verstehen Medien virtuos zu spielen und damit Kapital zu erwirtschaften.

All dies hat mit der Heranbildung mündiger Bürger nicht das Geringste zu tun. Im Gegenteil: Leitmedien dienen wesentlich dazu, ihren Konsumenten „geeignete“ Interpretationsrahmen für politische Ereignisse, also ganze politische Weltbilder zu verkaufen; Massenmedien haben durch eine Überflutung mit Nichtigkeiten im Wesentlichen die Funktion, die Leute von Wichtigerem, insbesondere von einer gesellschaftlichen Artikulation ihrer eigenen Interessen, fernzuhalten.

Nur wenn man sich dieser Dinge täglich bewusst ist und sich insbesondere bewusst ist, dass man sich beim Konsum der von Medien dargebotenen Informationen stets in einem Manipulationskontext befindet, hat man eine Chance, das von Medien bereitgestellte Material in angemessener Weise ‚lesen‘, bewerten und auch nutzen zu können.”
Rainer Mausfeld

Quelle:  www.nachdenkseiten.de  |  05.08.2016  |  Jens Wernicke  |  LESENSWERT


KenFM im Gespräch mit: Prof. Rainer Mausfeld

In dem Interview mit KenFM erklärt Prof. Dr. Rainer Mausfeld wie es dem Neoliberalismus gelungen ist, sich “unsichtbar zu machen” und so in den vergangenen Jahrzehnten immer mächtiger zu werden.
Mit allen verfügbaren wissenschaftlichen (psychologischen und soziologischen) Methoden (Framing, Priming, Wording) versucht die “herrschende Elite” ihre Privilegien und Vermögenswerte zu bewahren.

Die Täuschung erscheint fast Universell, weil wir aufgehört haben diese zu hinterfragen. Wir haben uns in unseren “Komfortzonen” eingerichtet. Wegen einer falsch verstandenen Freiheit bemerken viele Menschen diese Manipulationen nicht einmal mehr.

Dies ist nicht Orwell’s Welt. Dieses System basiert auf Belohnungen für diejenigen, die mitmachen. Rabatte bei der Tankstelle, Payback Bonuspunkte, großzügig dotierte Vorträge, besser bezahlte Jobs (auch für die Familie) oder andere Vorteile.
Es ist kein Zwang, es ist eine Verführung.

Es ist ein System, dass die meisten sozialen Organisationen und Bewegungen noch nicht Verstanden haben und darum auch nicht die angeklagten Missstände beseitigen können.


“Der [Neoliberalismus, Anmerk.] war deswegen noch nie so mächtig, weil er heute vollständig unsichtbar ist und damit unsere natürlichen Dispositionen zu einem Widerstand unterläuft.”

Rainer Mausfeld  |  Quelle: Interview


Stichwort: Verantwortungsdiffusion

Der Begriff Verantwortungsdiffusion beschreibt die Situation, wenn Menschen die Verantwortung in Not- oder Hilfesituationen auf andere (Anwesende) Abschieben.

Verantwortungsdiffusion bezeichnet das Phänomen, dass eine Aufgabe, die offensichtlich zu tun ist, trotz genügender Anzahl und Aufmerksamkeit dafür geeigneter Stellen oder Personen nicht angenommen oder ausgeführt wird.

Bei der Untersuchung der Aufgabenverteilung in Organisationen stößt die Soziologie immer wieder auf das Phänomen, dass Tätigkeiten, die von Mitarbeitern durchaus als notwendig eingestuft werden, dennoch nicht ausgeführt werden. Als Erklärung wird etwa genannt, dass die Verbindung zwischen der eigenen organisatorischen Rolle und dem Charakter der Aufgabe für die in Frage kommenden Akteure ungeklärt ist.

Bei der Entstehung von Verantwortungsdiffusion kann auch eine übergeordnete Instanz ursächlich sein: Sie kann etwa durch fehlende oder unklare Zuordnung von Verantwortung oder auch durch gezielte Zuordnung gleicher Aufgaben an mehrere miteinander konkurrierende Stellen bedingt sein (vgl. Königsmechanismus).

Quelle:  www.wikipedia.org


Verantwortung beinhaltet immer auch eine Konsequenz, sonst wäre es keine Verantwortung. Regierungsverantwortung zu übernehmen bedeutet auch, die Konsequenzen für das eigene Handeln zu tragen. Und ein Rücktritt von einem öffentlichen Amt, ist keine Strafe, sondern sollte eine Selbstverständlichkeit sein.
Public-private-Partnerships (PPP) (Öffentlich-private Partnerschaften) sind ein Beispiel für Verantwortungsdiffusion.


KenFM im Gespräch mit: Prof. Dr. Rainer Mausfeld 2016

 

Prof. Dr. Rainer Mausfeld  |  KenFM im Gespräch mit: Prof. Dr. Rainer Mausfeld  |  1h51min57sek  |  Veröffentlicht am 05.08.2016  |  


 

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