Wie moderne Propaganda aussehen kann, hat uns der Comicverlag Marvel im Jahr 2021 gezeigt. Ein Beispiel, wie aus einem Lehrbuch für „Agitation und Propaganda“.
1971 waren es Stan Lee und der Marvel Verlag, die das erste Comicheft ohne das Siegel des amerikanischen Comic-Kodex herausbrachten, das zu diesem Zeitpunkt bereits seit über 15 Jahren die Kreativität der Comicautoren eingeschränkt hatte. Es war die Ausgabe #96 der Serie „Amazing Spider-Man“.
Dies führte in der Folge dazu, dass die Vorgaben des Comic-Kodex immer weiter aufgeweicht wurden. Dieser Kodex war nichts anderes, als eine Maßnahme, um Comichefte und die Comickultur von staatlicher Seite zu zensieren, beziehungsweise die Verlage zu einer selbst Zensur zu zwingen.
Zeiten ändern sich.
2021 veröffentlichte der Marvel Verlag eine Ausgabe der Captain America Serie, in der Captain America (Steve Rogers) wieder einmal gegen den „Red Skull“ kämpfen muss.
Dabei ließen die Autoren des Comics den Superschurken Formulierungen verwenden, die ursprünglich von dem kanadischen Psychologen, Professor Dr. Jordan B. Peterson stammen.
Propaganda und die Dekonstruktion von „Heldenfiguren“
Der Autor der Comicausgabe Ta-Nehisi Coates, ist in der politischen Szene Amerikas kein unbekannter. Sein Vater war Mitglied der marxistisch-leninistischen Black Panther Party (BPP), (einer sozialistischen revolutionären Bewegung, die ihren Ursprung im „Schwarzen Nationalismus“ in den USA hatte). Er schrieb für The Atlantic u.a. „über Politik und Rasse“, darunter ein Artikel „The Case for Reparations“ aus dem Jahr 2014. Weitere Themen waren zum Beispiel die „White Supremacy“, die Vorherrschaft der Weißen, die er als „tief in der amerikanischen Gesellschaft verwurzelte Ideologie“ beschreibt.
Wenn Autoren wie Ta-Nehisi Coates jetzt bei Marvel die Comicstorys schreiben, was soll dabei anderes unter dem Strich als Ergebnis herauskommen?
Vielleicht ist dies auch nur der nächste Versuch im derzeitigen Kulturkampf, eine weitere „Heldenfigur“ zu „dekonstruieren“. So wurden bei Marvel/Disney bereits andere Figuren dekonstruiert. Als Beispiel kann die Marvel Figur „Thor“ angeführt werden, die im MCU (Marvel Cinematic Universe) vom mächtigen Donnergott (Thor, Avengers) zum adipösen, Bier trinkenden Trottel in „Endgame“ gemacht wurde. Alte, weiße Männer sind nun mal nicht mehr so gefragt. Ich würde diesen Prozess als kulturelles „Reframing“ bezeichnen.
Die Figur Captain America ist inzwischen 80 Jahre alt.
Marvel und DC Comics, aber auch Star Wars (Disney) und James Bond sind Teil unserer westlichen Kulturentwicklung und Botschafter von Werten. Sie sind aber auch kommerzielle Produkte. Wir sollten uns genau überlegen, ob wir die Deutungshoheit über die Interpretation dieser Figuren, die teilweise die Helden unserer Kindheit waren, den Leuten überlassen wollen, die die Figur abermals nur für ihre politischen Propagandaaktionen einsetzen. Oder ob wir die Neuinterpretationen, die Produkte des neuen Zeitgeistes ablehnen und nicht einfach mehr „erwerben“.
go woke go broke.
Die Verwendung von Comicfiguren für Propaganda ist nicht neu, sondern so alt wie die meisten Comics selbst. In dem Buch „Comic Art Propaganda“ wird leider ziemlich schnell klar, dass „Captain America“ nicht erst während des Irakkrieges seine Unschuld als Symbolfigur verloren hat und immer wieder für Propaganda eingesetzt wurde. Dass man ihn jetzt allerdings dafür missbraucht, um gegen eine Privatperson zu agitieren, noch dazu gegen einen Ausländer (Kanadier …) zeigt einen neuen Tiefpunkt der Woken Bewegung auf.
„Ich meine, es hat wirklich etwas, sich selbst dargestellt zu sehen, sagen wir parodiert, satirisiert.
Ich wurde schon zuvor als Nazi bezeichnet. Das ist nicht angenehm. Aber das hier geht noch einen Schritt weiter. Ich meine, ein Nazi zu sein, ist anscheinend nicht genug. Ich muss ein magischer Super-Nazi sein. Es ist so surreal und absurd, dass ich es anfangs nicht glauben konnte. Und dann dachte ich, was da passiert, ist so komisch.
Weil der „Red Skull“ ein dämonischer Charakter ist, ich meine, er ist ein satanischer Charakter in seinem Aussehen und in seinen Handlungen.
Und die Leute setzen meine Worte über seine Darstellung und es gibt eine erschütternde Diskontinuität zwischen dem visuellen Bild und den tatsächlichen Worten, besonders bei den Zitaten, die aus meinen Vorträgen stammen, die in gewissem Sinne einfacher sind, wie „Räum dein Zimmer auf“ oder „Lüge nicht“.
Das sind nicht gerade die Botschaften, die sich der bösartigste aller denkbaren Nazi-Superschurken erträumen und verkünden würde.
Ich denke, wir machen ein T-Shirt basierend auf diesem Bild, das ein Kind, in Osteuropa entwickelt hat. Eine Variante des „Hail-Hydra“ Logos, nur in einen Hummer verwandelt. Wir werden ein Poster in limitierter Auflage auf den Markt bringen und den gesamten Erlös für wohltätige Zwecke spenden.“
Jordan Peterson
Video ab Minute 2:10
Über Superhelden, Strohmänner und kollektivistische Rituale
2007 hatten die Autoren von Captain America ihn in einer Ansprache noch die individuelle Verantwortung betonen lassen. Eine inhaltliche Aussage, die so auch von Jordan Peterson stammen könnte.
Für die „left-woke-liberal community“, oder wie Eric Kaufmann sie nennt, die „Hybrid–Kollektivisten“, scheint Jordan Peterson, mit seinen Aussagen über die eigene individuelle Verantwortung innerhalb der Gesellschaft, vermutlich so etwas wie ein natürlicher-Fress-Feind in der intellektuellen Nahrungskette geworden zu sein. Und selbstverständlich ist er auch ihr Konkurrent auf dem freien Markt der politischen Ideen. Während Dr. Peterson die Annahme vertritt, dass jeder für sein eigenes Leben die Verantwortung übernehmen sollte, sind seine politischen Gegner, die Kollektivisten, genau der gegenteiligen Meinung. Sie sind der Meinung, dass der Staat immer mehr Verantwortung über das Leben der einzelnen Bürger übernehmen sollte.
Oder anders gesagt:
Jordan Peterson ist nach unzähligen Debatten, Büchern, Vorträgen, Videos und Interviews mit vielen Millionen Aufrufen zu einer Art „Endgegner“ für die Woke Bewegung geworden. Und was braucht man, um einen Endgegner zu besiegen? Richtig. Einen Helden. Am besten einen Superhelden. Und was macht das dann aus Jordan Peterson? Richtig. Einen Super Schurken.
Also hat die „left-woke-liberal community“ jetzt einen Superhelden gegen Dr. Peterson in den Kampf geschickt. Niemand geringeren als „Captain America“, also das beste Pferd im Stall der Marvel Helden.
Aber dass Marvel Comics dem Superschurken „Red Skull“ in einer Ausgabe der Serie einige Aussagen von Dr. Peterson in den Mund legt, ist nicht nur absurd und lächerlich, sondern zeigt sehr deutlich, in welchen Wahn sich die Woke Bewegung inzwischen hineingesteigert hat. Sie fantasieren sich die Feinde herbei, die sie dann heldenhaft bekämpfen müssen. Es scheint fast so, als würden sie glauben, dann selbst zu einem Superhelden zu werden, um das Böse auf der Welt zu bekämpfen. Das gleiche Prinzip wie schon bei der Essener Tafel. Und da es diesen Gegner in der Realität nie gegeben hat, kann man diesen Kampf auch nicht verlieren. Ein weiterer Ausdruck von Hybris und fortschreitenden Realitätsverlust.
Die „Antifa“ kann ein Lied davon singen, wie sie das Phantom der Rechten seit Jahrzehnten jagen (Hetzjagden) kann und gleichzeitig blind ist, für die größte rechtsextreme Organisation in Deutschland, die türkischen grauen Wölfe.
Wenn Sie jemanden nicht in Debatten „besiegen“ können, weil Ihre Argumente und Konklusionen nicht gut genug sind oder einfach nicht stimmen, bzw. totaler Unsinn sind (zum Beispiel, dass Sie jeden Sonntag um 15:00 Uhr Ihr Geschlecht ändern können), dann erschaffen Sie mit Scheinargumenten einen „Strohmann“, oder wie in diesem Fall einen Super-Comic-Strohmann. Dann stellen Sie dem Strohmann einen Supersoldaten gegenüber, der diesen besiegen kann. Das ist wirklich ein anderes Level der Realität. Das ist in etwa so verdreht, als würden Sie die Berliner Mauer einen „Antifaschistischen Schutzwall“ nennen…
Oder Sie könnten sich eingestehen, dass Ihre Argumente schlechter sind, als die Ihres Diskussionspartners. Aber das könnte bedeuten, dass Sie falsch gelegen haben, und zwar schon viele Jahre lang. Wer gesteht sich dies schon gerne selber ein? Dann doch lieber einen Superdämon „Red Skull“, denken sich da wohl so manche.
Kein Problem scheint die Woke Bewegung hingegen mit „Wakanda“ zu haben, das einige für eine Art Utopia halten. Einen monoethnischen und monokulturellen Staat, der von einer Mauer umgeben ist (…) und sich nach außen gegen fremde Menschen abschirmt, ein königlicher Herrscher, der nicht durch eine demokratische Wahl legitimiert, sondern durch ein Duell auf Leben und Tod bestimmt wird. Und dessen Einwohner ein übersteigertes Nationalgefühl haben, „Wakanda über alles“ (Wakanda forever). Zum Glück nur ein fiktiver Staat im Marvel Universum, aber CHAZ kam in der Vorstellung einiger „Wokies“ ja schon nahe an Wakanda ran … oder so.
Nicht nur verbietet sich die Assoziationen als solche (Dämonen-Nazi), sondern auch die Interpretationen der Aussagen von Dr. Peterson sind schlicht falsch.
Der Comic folgt der Handlung, dass sich junge Männer im Internet (Anti-Feministisch?) radikalisieren. „Ten Rules for Life“ ist eine eindeutige Anspielung auf Jordan Peterson’s Buch „12 Rules for Life“.
„Chaos und Ordnung“ werden hier in einen politischen Kontext gesetzt. Zwischen dem Chaos in der Gesellschaft und der Ordnung, den die Faschisten (in diesem Fall augenscheinlich Karl Luegers) versprechen. Übrigens versprechen es auch die Kommunisten, die es „soziale Gerechtigkeit“ (Ordnung) nennen. Jordan Peterson beschreibt hingegen das Leben als einen ständigen Wechsel zwischen diesen beiden Phasen. Und diese Dualität findet sich überall in der Geschichte und den Mythen der Menschen
Vgl. „Maps of Meaning“, „Warum wir denken, was wir denken“
Entweder hat der Autor des Comics, Ta-Nehisi Coates, die Schriften von Jordan Peterson überhaupt nicht verstanden, oder er verdreht sie absichtlich. Vielleicht hat er sie auch einfach nie gelesen oder es ist ihm gleichgültig.
Wenn man mit genügend Schmutz wirft, bleibt immer etwas kleben.
Weitere Schurken
Während sich einige „Schurkische Blogger“ über Marvels Propaganda lustig machen, in dem sie die Überschriften der Kapitel aus dem Buch „12 Rules for Life“ als Zitate des „Red Skull“ veröffentlichen (und fast 1.000 weitere Schurken dies auch noch liken) …
… nutzt die Familie Peterson die Situation, um daraus einen (finanziellen) Vorteil für benachteiligte Menschen zu generieren.
Die Tochter von Jordan Peterson hat aus diesem „Skandal“ eine Marketingaktion gemacht und dadurch Poster (Hail Lobster) und T-Shirts verkauft. Die Erlöse wurden einem „guten Zweck“ gespendet, wobei eine Organisation das Geld (70.000 kanadische Dollar) ablehnte, da es von Jordan Peterson (dem „Red Skull“) kam.
Wie Mikhaila Peterson es richtig beschrieben hat, stellen einige Organisationen ihre Ideologie über das Wohl derer, denen sie vorgeblich helfen wollen. Die Reaktion darauf und den Kommentar dazu von Mikhaila Peterson sollten Sie sich unbedingt ansehen (Video).
Um das noch zu überbieten, wurden 20 Ausgaben des besagten Comics mit einer Unterschrift von Dr. Peterson versteigert. Der Erlös wurde ebenfalls gespendet.
Eine richtig gute Marketingkampagne.
Moderne Formen der Hexenverfolgung
Selbstverständlich ist dies keine Methode der „Entmenschlichung durch Sprache“. Denn Linke würden so etwas niemals tun, sowas machen nur rechte „Hetzer“. Darum ist es auch keine „Entmenschlichung“, wenn Linke, andere Menschen mit Tieren gleich setzen (Miet-Haie) und diesen Slogan auf Wahlplakate schreiben. Dies funktioniert nur andersrum…
Es ist noch nicht lange her, da wurden Menschen bezichtigt, von Geistern oder Teufeln besessen, oder sogar selbst Hexen oder Dämonen zu sein. Der Rest wurde dann zuverlässig von der nächstgelegenen Dorfgemeinschaft erledigt. Man brauchte nur etwas Holz, einen Strick, Fackeln und ein paar Mistgabeln, um seine unliebsamen Nachbarn loszuwerden.
Bei der geistigen Degeneration unserer Zeit dauert es vermutlich nur noch ein paar Jahre und wir erreichen diesen Punkt des Aberglaubens erneut. Spätestens dann, wenn wir unser Land nicht mehr mit Energie versorgen können, werden die Menschen wieder anfangen, überall Gespenster zu sehen. Oder Nazi-Dämonen.
Na dann …
Ein (…) Update:
Einer unbestätigten Quelle zufolge, die sich Claas R. nennt, wurde Dr. Peterson dabei beobachtet, wie er in Begleitung eines Karnickels (…) und im Besitz des Seelensteins Kanada verlassen hat. Vermutlich … in Richtung Vormir.
Hail Lobster.
Quellennachweise:
Captain America (2018) #28
Comic Art Propaganda
Herausgeber: Griffin; 1. Edition (20. Juli 2010)
Sprache: Englisch
Taschenbuch: 176 Seiten
ISBN-10: 0312596790
ISBN-13: 978-0312596798
- https://de.wikipedia.org/wiki/Captain_America
- https://de.wikipedia.org/wiki/Ta-Nehisi_Coates
- https://variety.com/2021/digital/news/jordan-peterson-red-skull-ideologies-ta-nehisi-coates-captain-america-1234945126/
- https://www.nytimes.com/1971/02/04/archives/a-comics-magazine-defies-code-ban-on-drug-stories-comics-magazine.html
- https://cbldf.org/2017/10/amazing-spider-man-anti-drug-story-hastened-demise-of-comics-code/
- https://www.youtube.com/watch?v=qef9tqgXwsQ
- https://www.youtube.com/watch?v=3u5cMqItvCc
- https://www.youtube.com/watch?v=J4IDRK4fcpk
Dr. Jordan B Peterson auf Twitter:
Is this from the same issue? https://t.co/jYksMVLXKl pic.twitter.com/cLl8IelMPg
— Dr Jordan B Peterson (@jordanbpeterson) April 6, 2021