[Zitat] Douglas Murray über Europa als Heimat

„Europa begeht Selbstmord.
Oder zumindest haben seine Führer beschlossen, Selbstmord zu begehen. Ob das europäische Volk dabei mitmachen will, ist natürlich eine andere Sache.

Wenn ich sage, dass Europa dabei ist, sich selbst umzubringen, dann meine ich damit nicht, dass die Last der Regulierung durch die Europäische Kommission zu erdrückend geworden ist oder dass die Europäische Menschenrechtskonvention nicht genug getan hat, um die Forderungen einer bestimmten Gemeinschaft zu erfüllen. Ich meine, dass die Zivilisation, die wir als Europa kennen, dabei ist, Selbstmord zu begehen, und dass weder Großbritannien noch irgendein anderes westeuropäisches Land diesem Schicksal entgehen kann, weil wir alle unter den gleichen Symptomen und Krankheiten zu leiden scheinen. Infolgedessen wird Europa am Ende der Lebensspanne der meisten derzeit lebenden Menschen nicht mehr Europa sein und die Völker Europas werden den einzigen Ort auf der Welt verloren haben, den wir Heimat nennen konnten.

Man mag darauf hinweisen, dass die Verkündigung des Untergangs Europas ein fester Bestandteil unserer Geschichte war und dass Europa ohne regelmäßige Vorhersagen unserer Sterblichkeit nicht Europa wäre. Doch einige waren überzeugender im Hinblick auf den Zeitpunkt als andere. In »Die Welt von Gestern«, erstmals 1942 veröffentlicht, schrieb Stefan Zweig über seinen Kontinent in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg:
»Ich fühlte, dass Europa in seinem Zustand der Umnachtung sein eigenes Todesurteil gefällt hatte – unsere heilige Heimat Europa, sowohl die Wiege als auch der Parthenon der westlichen Zivilisation«.
Eines der wenigen Dinge, die Zweig schon damals Hoffnung gaben, war, dass er in den Ländern Südamerikas, in die er schließlich geflohen war, Ableger seiner eigenen Kultur sah. In Argentinien und Brasilien erlebte er, wie eine Kultur von einem Land ins andere auswandern kann, sodass sie, auch wenn der Baum, der der Kultur das Leben gab, abgestorben ist, »neue Blüten und neue Früchte« hervorbringen kann. Selbst wenn sich Europa in diesem Moment völlig zerstört hätte, empfand Zweig den Trost, dass »das, was Generationen vor uns getan hatten, nie ganz verloren war«.“

Douglas Murray

Quellennachweis:

Douglas Kear Murray (1979-),
britischer Autor, Publizist und Co-Direktor der Henry Jackson Society.

https://de.wikipedia.org/wiki/Douglas_Murray_(Autor)


Douglas Murray

Douglas Murray

Douglas Murray being interviewed on the Mark Steyn Show in 2019
Foto by Mark Steyn Show
CC BY-SA 3.0


Aus:

Douglas Murray – Der Selbstmord Europas.
Immigration, Identität, Islam

FinanzBuch Verlag (12. März 2018)
Deutsch,
384 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3959721056
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3959721059

(Aus dem Vorwort)


Aktuelles Buch:

Douglas Murray – Wahnsinn der Massen.
Wie Meinungsmache und Hysterie unsere Gesellschaft vergiften.

Edition Tichys Einblick im Finanzbuch Verlag (FBV)
352 Seiten
ISBN: 978-3-95972-290-2


engl. original

„Europe is committing suicide. Or at least its leaders have decided to commit suicide. Whether the European people choose to go along with this is, naturally, another matter.

When I say that Europe is in the process of killing itself I do not mean that the burden of European Commission regulation has become overbearing or that the European Convention on Human Rights has not done enough to satisfy the demands of a particular community. I mean that the civilization we know as Europe is in the process of committing suicide and that neither Britain nor any other Western European country can avoid that fate because we all appear to suffer from the same symptoms and maladies. As a result, by the end of the lifespans of most people currently alive Europe will not be Europe and the peoples of Europe will have lost the only place in the world we had to call home.

It may be pointed out that proclamations of Europe’s demise have been a staple throughout our history and that Europe would not be Europe without regular predictions of our mortality. Yet some have been more persuasively timed than others. In Die Welt von Gestern (The World of Yesterday), first published in 1942, Stefan Zweig wrote of his continent in the years leading up to the Second World War, ‘I felt that Europe, in its state of derangement, had passed its own death sentence – our sacred home of Europe, both the cradle and the Parthenon of Western civilisation.’
One of the few things that gave Zweig any hope even then was that in the countries of South America to which he had finally fled he saw offshoots of his own culture. In Argentina and Brazil he witnessed how a culture can emigrate from one land to another so that even if the tree that gave the culture life has died it can still provide ‘new blossom and new fruit’. Even had Europe at that moment destroyed itself completely, Zweig felt the consolation that ‘What generations had done before us was never entirely lost.“


Übersetzung und Hervorhebungen: skynetblog.de


 

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