Es gab eine Zeit, als das Frauenwahlrecht eine Utopie war. Das änderte sich 1918. Vieles von dem, was wir heute als Standards in unserer Gesellschaft ansehen, wurde vorher als “Sozialromantik“ belächelt. Darum wäre es richtiger, dass bedingungslose Grundeinkommen (BGE) nicht als einen Revolutionären volkswirtschaftlichen Prozess zu sehen, sondern als eine kulturelle Evolution, an deren Anfang das bedingungslose Grundeinkommen steht.
Vielleicht sollte zuerst die Frage gestellt werden, wer davon Profitieren würde und wer dadurch Nachteile erhalten würde. Dann sollten wir uns ansehen, wer sich mit welchen Argumenten dagegen ausspricht. Könnte es sein, dass Industrie, Arbeitgeberverbände und die Verwaltungselite des Staates etwas dagegen vorbringen? Wohingegen die Mehrheit zwar davon Profitieren würde, aber weder die Deutungshoheit noch die publizistische Macht besitzt?
Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist zuerst einmal ein Gedanke, eine Idee, wie wir die Zukunft gestalten wollen. Und weil immer noch zu viele Menschen nicht wissen, was genau das Grundeinkommen ist, sollte diese Idee weiter publik gemacht werden, denn nur so kann eine vernünftige und auf Fakten basierende Diskussion zu diesem Thema entstehen. Und dazu gehört, dass wir den Gedanken, dass Arbeit gleich Einkommen ist, mit neuen Gedanken ersetzen müssen. Das ist eine kulturelle und soziale Umgestaltung der Gesellschaft, nicht der Wirtschaft. Denn wenn wir nicht mehr für unser Überleben Arbeiten müssen, können wir beginnen uns zu überlegen was uns wichtig ist und was oder wofür wir gerne Arbeiten würden.
Wer sich mit dem Geldsystem befasst und es verstanden hat, wird zugeben müssen, dass ein auf Wachstum basierendes Wirtschaftssystem nicht endlos weiter wachsen kann. Das bedeutet, dass unser Wirtschaftssystem nicht für immer funktionieren kann. Und darum gibt es auch letzten Endes nur zwei Möglichkeiten:
Die erste ist der Systemcrash und alles fährt vor die Wand.
Die zweite Möglichkeit ist ein weicher Übergang in ein anderes System.
Noch haben wir Zeit und können wir uns Entscheiden ob und wie wir unsere Zukunft gestalten wollen. Wenn das System kollabiert, werden wir gezwungen sein, uns an neue Systeme und Gesetze anzupassen.
„Ein Grundeinkommen ist ein Einkommen, das bedingungslos
jedem Mitglied einer politischen Gemeinschaft gewährt wird.”
Netzwerk Grundeinkommen
Die Selbstwahrnehmung ist die Basis für alle Veränderungen
Die Selbstwahrnehmung ist die Basis für alle Veränderungen. Darum sind wir ja auch immer die Guten und die anderen haben meistens schuld. So verwundern auch die Zahlen nicht, die in dieser Dokumentation vorgestellt werden.
Frage: Würden Sie selber noch Arbeiten gehen?
Antwort: 60% JA
30% JA, aber (vielleicht was anderes als heute, oder Teilzeit)
10% Ausschlafen (mal sehen)
Frage: Würden die Anderen noch arbeiten?
Antwort: 80% NEIN
Diese Umfrage sagt viel über uns und unsere Gesellschaft aus und auch darüber wie wir uns selber und andere Menschen Wahrnehmen. Und darum sollten wir das Grundeinkommen auch als einen kulturellen Impuls betrachten.
Das Grundeinkommen schafft nicht etwa die Erwerbsarbeit ab,
aber es nimmt ihr die Totalität. Es schafft mehr Spielräume für Ernsthaftigkeit und der Sinn liegt nicht nur in der Funktion.
Finanzierung
Wie das Grundeinkommen zu Finanzieren sei, ist vielleicht eine Frage, wen wir fragen. Es gibt verschiedene Modelle die ihrerseits verschiedene Lösungen anbieten. Von finanzierbar bis nicht finanzierbar. Darum möchten wir hier nur auf zwei Dinge hinweisen:
Zum einen auf eine benötigte Veränderung/Reform des Steuerrechts.
Zum anderen auf die Deutungshoheit. Wer sagt denn, dass es nicht Finanzierbar sei?
Bilden Sie sich eine eigene Meinung zu diesem wichtigen Thema.
Fangen Sie an, in der Sache mit anderen zu Diskutieren und vielleicht Lösungen zu erarbeiten. Unser Sozialsystem so wie es heute ist, ist nicht ausgeglichen und wird nicht ewig tragfähig bleiben. Das Grundeinkommen ist eine Möglichkeit, z. B. etwas gegen die Altersarmut zu Unternehmen. Wir können nicht darauf warten bis die Bundesregierung etwas Unternimmt und wir können nicht darauf warten bis andere etwas Unternehmen. Das müssen wir schon selber machen.
Die Definition des Grundeinkommens, so wie es die Dokumentation vorstellt:
„Die Existenz sichern und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen,
einen individuellen Rechtsanspruch darstellen,
ohne Bedürftigkeitsprüfung ausgezahlt werden,
keinen Zwang zur Arbeit bedeuten.“
Ein Film-Essay von Daniel Häni und Enno Schmidt (2008) 100 Min.
“Ein Einkommen ist wie Luft unter den Flügeln!” so beginnt der Film. Sollte das für jeden bedingungslos sein? Kann es das geben: ein wirtschaftliches Bürgerrecht? Der Film ist packend, bewegt, berührt und kommt gerade da auf den Punkt, wo es um reine Vernunft geht. Er lässt die Verhältnisse unter einem neuen Licht sehen.
Es ist der erste Film zum Grundeinkommen. Er wurde in der Zeit des Aufkommens der “Youtube-Generation” mit einfachsten Mitteln gedreht. Der Film ist CC (creative commons) lizensiert und wurde bereits über 500’000 mal gesehen (Stand Herbst 2011).
Grundeinkommen – Ein Kulturimpuls (2008)
Grundeinkommen | ein Kulturimpuls | Dokumentation | Daniel Häni | Enno Schmidt | 2008 | 1:38:45min | CC (creative commons) lizensiert