Heute will niemand mehr Charlie sein

Ein weiterer Kommentar zum Zeitgeist
Aus der Reihe: how did we get to this point?

 

Der Kampf der Kulturen – 1 –
Heute will niemand mehr Charlie sein

1.

Als im Juni 2023 in Schweden ein Koran öffentlich verbrannt wurde, sorgte dies international für großes Aufsehen. So äußerte sich zum Beispiel der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und drohte Schweden mit einem Veto in der Frage der NATO Mitgliedschaft Schwedens.

„Wir werden den Überheblichen im Westen letztendlich beibringen, dass die Beleidigung der Heiligtümer von Muslimen nichts mit Meinungsfreiheit zu tun hat.“
Recep Tayyip Erdoğan
https://www.tagesspiegel.de

Als dann im Juli 2023 erneut eine Versammlung in Schweden angemeldet wurde, auf der abermals ein Koran verbrannt werden sollte, führte bereits nur die Angekündigt dazu, dass sich hunderte Muslime im Irak vor der schwedischen Botschaft versammelten. Sie stürmten am Abend das Gelände und legten Brände in dem Gebäude. Das Personal der schwedischen Botschaft konnte sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Die irakische Polizei, zu deren Aufgaben auch die Sicherheit der Botschaft gehörte, hat den Angriff nicht verhindert. Warum sie es nicht verhindert hat, bleibt bisher ungeklärt.

Das irakische Außenministerium verurteilte den Vorfall am frühen Donnerstag. Es sei die Aufgabe irakischer Sicherheitskräfte, diplomatische Vertretungen zu schützen. Während des nächtlichen Tumults war auf Videos wenig Widerstand von Sicherheitskräften zu sehen. Die Regierung habe die Sicherheitskräfte angewiesen, eine Untersuchung vorzunehmen und „alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Umstände des Vorfalls aufzuklären und die Täter zu identifizieren“.
www.fr.de |

Die irakische Regierung drohte Schweden damit, die diplomatischen Beziehungen abzubrechen und hat die schwedische Botschafterin inzwischen des Landes verwiesen.

Ursache und Wirkung stehen schon seit langem in keinem Verhältnis mehr.

Die Regierungen von Dänemark und Schweden beraten derzeit, welche Möglichkeiten sie haben, um ihren Bürgern zu verbieten, den Koran zu verbrennen. Dies wäre ein massiver Eingriff in die Meinungs- und Redefreiheit. Die Regierungen wollen die Freiheiten ihrer eigenen Bürger einschränken, anstatt die Randalierer in ihren Ländern, die gegen verbriefte Rechte vorgehen, weil diese Bürgerrechte nicht mit ihrer eigenen religiösen Rechtsauffassung zu vereinbaren sind, in die Schranken zu weisen. Es ist der Weg des geringeren Widerstandes, aber was wird uns am Ende des Weges erwarten?

Dänemark will Koranverbrennungen verbieten und unter Strafe stellen. Künftig sei das öffentliche Verbrennen des Korans eine Straftat, sagte laut übereinstimmenden Medienberichten der dänische Justizminister Peter Hummelgaard am Freitagmittag (25. August) in Kopenhagen. (…) Der Gesetzentwurf sehe ein Verbot der „unangemessenen Behandlung von Gegenständen von erheblicher religiöser Bedeutung für eine Religionsgemeinschaft“ vor, so Hummelgaard. Der Entwurf gelte auch für andere heilige Schriften wie die Bibel oder die Thora und für religiöse Symbole wie das Kreuz. Er umfasse auch das Zertrampeln oder sonstige Schändungen dieser Gegenstände in der Öffentlichkeit, nicht aber satirische Veröffentlichungen. Bei Verstößen gegen das Gesetz sollen bis zu zwei Jahre Gefängnis drohen.
www.fr.de | 25.08.2023

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[Zitat] Ayaan Hirsi Ali über Frauenrechte und Kultur

„Hier ist etwas, was ich auf die harte Tour gelernt habe, was aber viele wohlmeinende Menschen im Westen nur schwer akzeptieren können:
Alle Menschen sind gleich, aber nicht alle Kulturen und Religionen sind gleich.

Eine Kultur, die Weiblichkeit zelebriert und Frauen als Herren ihres eigenen Lebens betrachtet, ist besser als eine Kultur, die die Genitalien von Mädchen verstümmelt und sie hinter Mauern und Schleiern einsperrt oder sie auspeitscht oder steinigt, wenn sie sich verlieben. Eine Kultur, die die Rechte der Frauen per Gesetz schützt, ist besser als eine Kultur, in der ein Mann rechtmäßig vier Frauen auf einmal haben kann und Frauen Alimente und die Hälfte ihres Erbes verweigert werden. Eine Kultur, die Frauen in ihr oberstes Gericht beruft, ist besser als eine Kultur, die erklärt, dass das Zeugnis einer Frau nur halb so viel wert ist wie das eines Mannes.

Es ist Teil der muslimischen Kultur, Frauen zu unterdrücken, und Teil aller Stammeskulturen, Klientelismus, Vetternwirtschaft und Korruption zu institutionalisieren. Die Kultur der westlichen Aufklärung ist besser. In der realen Welt führt der gleiche Respekt für alle Kulturen nicht zu einem reichhaltigen Mosaik bunter und stolzer Völker, die friedlich miteinander interagieren und dabei eine reizvolle Vielfalt an Speisen und Handwerkskunst pflegen. Es führt zu geschlossenen Räumen der Unterdrückung, der Ignoranz und des Missbrauchs. Viele Menschen empfinden echten Schmerz bei dem Gedanken an den Tod ganzer Kulturen. Ich sehe das immer wieder.
Sie fragen: “Gibt es nichts Schönes in diesen Kulturen? Gibt es nichts Schönes im Islam?”
Es gibt schöne Architektur, ja, und Ermutigung zur Nächstenliebe, ja, aber der Islam ist auf sexueller Ungleichheit und auf der Aufgabe von individueller Verantwortung und Wahl aufgebaut. Das ist nicht nur hässlich; es ist monströs.“

Ayaan Hirsi Ali

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[Zitat] Ayaan Hirsi Ali über Kultur und linksliberale Eliten

Ich sage freiheraus, was ich denke:
Die westliche Kultur mit ihrer Entdeckung der Freiheit ist allen anderen Kulturen überlegen, in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart. Sie hat es zustande gebracht, die Unterdrückung der Frau, den Feudalismus und das Stammesdenken zu überwinden. Sie hat gesellschaftliche Offenheit, politische Freiheit, technische Innovation und wirtschaftlichen Wohlstand geschaffen. Ich leugne nicht, dass andere Kulturen ebenfalls ihr Besonderes und Wertvolles haben – aber die Freiheit der westlichen Kultur ist für alle Menschen von unschätzbarem Wert. Das sage ich als gebürtige Somalierin. Und das hören die linksliberalen Eliten nicht gerne. (…)

Und diese Eliten leiden an kognitiver Dissonanz.
Sie haben ihr Narrativ, wonach die westliche Kultur bloss auf Unterdrückung, auf der Perpetuierung von Unterdrückern und Unterdrückten beruht. Und wenn dann plötzlich jemand aus einem echten Unrechtsstaat kommt, in dem Menschen systematisch unterdrückt werden, und ihnen sagt, dass sie falschlägen, wenn sie ihre eigene Kultur schlechtmachten und stattdessen fremde Kulturen idealisierten, nun ja, dann haben sie zwei Möglichkeiten. Entweder sie überdenken ihre Position. Oder sie diffamieren die Person, die solche unerhörten Dinge von sich gibt. Normalerweise tun diese Leute Letzteres – und machen die kognitive Dissonanz zum Dauerzustand.

Ayaan Hirsi Ali

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