In seinem Vortrag definiert der Journalist und Medienwissenschaftler Dr. Uwe Krüger zunächst den Begriff „Mainstream“ und beschreibt anschließend zwei verschiedene Modelle, die ihrerseits erklären können, wie ein „Mainstream“ in den Massenmedien entstehen kann.
Ein weiterer Punkt des Vortrages ist die Berichterstattung in Deutschland zu den Themen:
- Euro-Maidan (Ukraine)
- Schuldenkriese (Griechenland)
- Flüchtlingskrise (Deutschland)
Ein absolut sehenswerter Vortrag.
Was ist Mainstream?
Während der Begriff „Mainstream-Medien“ einige (wichtige) Massenmedien als Tonangebend darstellt und sich andere Medien gleichzeitig nach diesen Medien ausrichten, beschreibt „Medien-Mainstream“ eine Thematische „(Haupt)Richtung“ innerhalb der Massenmedien.
Ein (natürlicher) Gleichklang (Konsonanz) in den Massenmedien entsteht zum Beispiel, wenn Journalisten sich auf ein Thema Fokussieren und sie sich zur gleichen Zeit inhaltlich identisch dazu äußern.
Gleichgeschaltet wären Medien dann (wie unter dem Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels), wenn es ein System oder eine Steuerung gibt, die dafür sorgt, dass nur gleiche (erwünschte) Meinungen erscheinen können. Dafür ist eine Struktur notwendig. Das wäre mit einem künstlichen Gleichklang vergleichbar.
Warum entsteht eine Fokussierung, die dann auch inhaltlich das gleiche Meinungsspektrum abbildet?
Journalisten haben während ihrer Ausbildung die gleichen Wertmaßstäbe gelernt, wie Ihre Kollegen. Wann ist eine Story wichtig genug, um als Beitrag erarbeitet zu werden?
Wenn Nachrichten neu, wichtig, relevant, und/oder folgenschwer sind, wenn Prominente, Sex oder Kurioses vorkommen, können diese Nachrichtenfaktoren ausschlaggebend für eine Veröffentlichung sein. (Vgl. Uwe Krüger, Universität Hamburg 2017)
Eine ähnliche Ausbildung kann also auch ähnliche Auswahlkriterien von Faktoren hervorbringen. Auch eine Orientierung an den Veröffentlichungen der Kollegen ist ein möglicher Faktor. Ebenso wie eine „Abhängigkeit“ von denselben Quellen (zum Beispiel Nachrichtenagenturen).
Und „ein Mainstream kann dann Zustandekommen, wenn man sich gemeinsam am Diskurs der Eliten orientiert“. (Uwe Krüger)
Erklärungsmodelle
Das erste Modell, dass Dr. Uwe Krüger vorstellt um eine Erklärung für eine Konsonanz in den Massenmedien „anzubieten“, ist das Propagandamodell (N. Chomsky, E. Herman).
Das zweite Modell, dass Dr. Uwe Krüger als Erklärungsansatz für eine Konsonanz in den Medien vorstellt (ab Minute 25:30), ist die Indexing-Hypothese (Lance Bennett).
Die beiden Modelle beschreibe ich ausführlicher in den Beiträgen Konsonanz in den Massenmedien (1) und Dissonanz in den Massenmedien (2).
Im letzten Teil des Vortrages werden u.a. das Thema „Vernetzung von Journalisten im Eliten-Milieu“ und die Frage, wie repräsentativ der Journalismus für den Bevölkerungsdurchschnitt ist, besprochen.
Die Folien der Powerpoint Präsentation des Vortrages können Sie hier finden:
Quellennachweise:
https://de.wikipedia.org/wiki/Uwe_Kr%C3%BCger
https://de.wikipedia.org/wiki/Propagandamodell
https://de.wikipedia.org/wiki/Noam_Chomsky
https://de.wikipedia.org/wiki/Edward_S._Herman
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Konsensfabrik._Noam_Chomsky_und_die_Medien
Powerpoint Präsentation von Uwe Krüger
23.01.2017
Dr. Uwe Krüger
(Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft, Universität Leipzig)
Mainstream – Innenkonform statt außenplural? Aufgaben einer kritischen Journalistik
Lance Bennett
„Toward a Theory of Press-State Relations in the United States“
Journal of Communication 1990
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1460-2466.1990.tb02265.x/full
Uwe Krüger
Medien im Mainstream. Problem oder Notwendigkeit?
Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)
http://www.bpb.de/apuz/231307/medien-im-mainstream?p=all
Eine Inhaltsanalyse der Kommentare überregionaler Tageszeitungen in Deutschland zum Afghanistankrieg 2001
M&K Medien & Kommunikationswissenschaft | Jahrgang 53 (2005) | Heft 2-3
M&K 53. Jahrgang 2-3/2005 | PDF | 16 Seiten
https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/1615-634x-2005-2-3-261.pdf
https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/1615-634x-2005-2-3-261/indexing-im-einsatz-eine-inhaltsanalyse-der-kommentare-ueberregionaler-tageszeitungen-in-deutschland-zum-afghanistankrieg-2001-jahrgang-53-2005-heft-2-3
Johannes Raabe (2005)
Milieuverteilung Journalisten vs. Bevölkerung
Die Beobachtung journalistischer Akteure. Optionen einer empirisch-kritischenJournalismusforschung. Wiesbaden:VS,S.259
https://www.sinus-institut.de/fileadmin/user_data/sinus-institut/Dokumente/downloadcenter/Sinus_Milieus/2017-01-01_Informationen_zu_den_Sinus-Milieus.pdf
Weiterführende Quellen:
Michael Brüggemann / Hartmut Weßler
Medien im Krieg. Das Verhältnis von Medien und Politik im Zeitalter transnationaler Konfliktkommunikation (PDF)
www.bruegge.net/index.php/component/phocadownload/category/1-publikationen?download=11:medienkrieg_pvs
http://www.halem-verlag.de/wp-content/uploads/2013/02/9783869620701_poster.pdf
Julia Lück
Indexing und Framing der Afghanistanberichterstattung
http://mkw.uni-mannheim.de/prof_dr_hartmut_wessler/herausragende_abschlussarbeiten/ba_arbeit_lueck/ba_2009_lueck.pdf
Dissertation
Christian Eckl
Wie unabhängig von politischen Eliten sind die Printmedien?
Freie Universität Berlin | Regensburg 2011 | PDF | 236 Seiten
http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000014647/Diss-Ecklneu.pdf
https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/1615-634x-2005-2-3-261/indexing-im-einsatz-eine-inhaltsanalyse-der-kommentare-ueberregionaler-tageszeitungen-in-deutschland-zum-afghanistankrieg-2001-jahrgang-53-2005-heft-2-3