Das Göttinger Institut für Demokratieforschung hat im Januar 2016 eine Untersuchung über die “Stopp-TTIP-Proteste in Deutschland” veröffentlicht. Dabei geht es um eine Untersuchung ohne vorherige konkrete wissenschaftliche Fragestellung (explorativ). Es wurden Befragungen zu drei Demonstrationen (München 2015, Garmisch 2015 und Berlin 10.10.2015) durchgeführt, bei denen es sich nicht um repräsentative Befragungen handelt.
“Die Resultate sagen nur etwas aus über die tatsächlich Befragten, nicht aber über die Protestformation als solche.” (Finkbeiner et al., 2016)
Wer beteiligte sich an den Protesten gegen die Handelsabkommen?
Im Juni 2015 während des G7-Gipfels wurden schon Demonstrationsteilnehmer zu TTIP befragt. Im Rahmen der G7 Proteste war TTIP ein wichtiger Kritikpunkt. Im Oktober 2015 beteiligten sich dann von den Berliner Anti-TTIP Demonstranten über 1.000 an einer Online-Umfrage.
Ein interessanter Aspekt der Befragung des Göttinger Institutes ist, dass diese Untersuchung die Aussagen von DER SPIEGEL (Schauermärchen vom rechten Rand) und Co. (Wie sich Linke und Rechte gegen TTIP verbünden) widerlegen, nach denen viele der Demonstrationsteilnehmer eine rechte Gesinnung haben sollen. Von den Berliner Teilnehmern gaben lediglich 0,1 % an, die NPD gewählt zu haben und 2,0 % sagen, sie hätten die AFD gewählt (Finkbeiner et al., 2016, Grafik 17, Seite 46). Bei der Bundestagwahl 2013 wählten im Vergleich 1,3 % die NPD und 4,7 % die AFD.
Gefragt wurde u. a. auch nach Beschäftigungsverhältnissen, Bildungsstand und dem Alter der Demonstranten.
“Dabei lag der Fokus der Untersuchung neben der sozialstrukturellen Zusammensetzung der Demonstranten vor allem auf der Frage, wie die Teilnehmer die Entwicklung von Demokratie und Kapitalismus (und dessen Institutionen) in Deutschland im Kontext von Globalisierung und Freihandelsabkommen wahrnehmen und bewerten.”
Quelle: (Finkbeiner et al., 2016, Seite 40)
Einen Hochschulabschluss oder Abitur hatten fast achtzig Prozent der Berliner Befragten.
Die Analyse ermöglicht einen Überblick, “wer” eigentlich in Berlin gegen TTIP und CETA demonstriert hat und auch “warum”. Die Ergebnisse der Untersuchung weisen darauf hin, dass es sich bei den Demonstranten nicht um sozial schwache oder verängstigte Menschen handelt, wie oft in den Medien dargestellt wird (Die TTIP-Gegner nerven! – Die absurden Ängste der Bürger). Sondern um gut gebildete (und ausgebildete) Angehörige der Mittelschicht, die für ihre Interessen auf die Straße gegangen sind.
Quelle: (Finkbeiner et al., 2016, Seite 41)
Quelle: (Finkbeiner et al., 2016, Seite 49)
Die Wort- und Bildzitate wurden mit freundlicher Genehmigung des
Göttinger Instituts für Demokratieforschung veröffentlicht.
Die Untersuchung kann kostenlos auf der Internetseite des Instituts als PDF Datei heruntergeladen werden. [Download]