Im ersten Beitrag über das Thema “Nudging” wird die Methode des Nudgings beschrieben. Der zweite Teil stellt die Frage nach der Möglichkeit einer wirksamen Kontrolle dieser Methoden durch die Zivilgesellschaft.
Das Bundeskanzleramt arbeitet an psychologischen Methoden und Strategien, um die Bürger zum Handeln im Sinne der (temporären) Regierung zu bringen. Was zunächst nach einem schlechten Drehbuch klingen mag, sollte nicht unterschätzt werden. Denn die Grenze zur Manipulation der Bürger kann dabei sehr schnell überschritten werden.
Natürlich sind diese Methoden und Strategien immer völlig transparent und mit allen Gesetzen und Verfassungen dieser Welt zu vereinbaren. Und es hat auch niemand die Absicht eine Mauer zu errichten …
Nudging Teil 1 Was ist Nudging?
Nudging Teil 2 Verhaltensökonomisch “richtiges” Handeln im Sinne der Regierung
Nudging Teil 3 Wann ist es Manipulation?
Nudging Teil 4 Kein öffentliches Interesse?
Was ist Nudging?
Wie reagiere ich auf einen Reiz? Und warum reagieren andere Menschen anders auf die gleichen Reize? Um die Tendenzen der individuellen Entscheidungen zu beeinflussen, können verschiedene Methoden angewendet werden, zum Beispiel Framing, Priming oder auch Nudging.
Nudging bedeutet Anschubsen oder Anstoßen.
Beim Nudging geht es darum, das Verhalten einer Person (Reiz-Empfänger) zu verändern, ohne eine Belohnung oder eine Sanktion mit dem Verhalten, also der Entscheidung (Reaktion) zu verbinden.
Der Reizempfänger wird in eine gewünschte Richtung gelenkt, durch einen Nudge (Schubs). Ein Beispiel sind die Süßigkeiten, die an der Supermarktkasse angeboten werden. Diese könnten gegen frisches Obst getauscht werden und die Wahrscheinlichkeit, dass wir dann mehr Obst kaufen würde steigen. Ein weiteres Beispiel war auf zeit.de zu lesen:
“In den USA verschickte ein Energieversorger an 40.000 Haushalte eine monatliche Energiebilanz, die den Stromverbrauch im Vergleich zu den effizientesten Nachbarn bezifferte, zusammen mit Energiespartipps und Smileys für sparsame Kunden. […] Der Stromverbrauch sank während des einjährigen Tests um zwei Prozent gegenüber der Vergleichsgruppe”
www.zeit.de | 10. März 2015 | | [1]
Die Nudges sind sogenannte “Handlungsempfehlungen” oder ” Orientierungshilfen”.
“Kunden die dieses Produkt gekauft haben, kauften auch …”
Es ist natürlich nur zu Ihrem Besten
Wenn sich unsere Persönlichkeit durch unser Handeln ausdrückt, verändern wir dann auch unsere Persönlichkeit, wenn unser Handeln durch einen Einfluss von außen verändert wird?
Beim Nudging “… werden die Rahmenbedingungen der Entscheidungsoptionen bewusst so verändert, dass der Entscheidende sich unbewusst in die gewünschte Richtung entscheidet. Die Mechanismen werden von den Entscheidenden dabei nicht als manipulativ wahrgenommen.”
Prof. Dr. Gerhard F. Riegl [2]
Solange die Nudges für uns erkennbar sind (zum Beispiel durch den durchschnittlichen Stromverbrauch der Nachbarn), kann von einer gewissen Transparenz gesprochen werden. Erkannt werden kann allerdings nur die Methode, nicht der Entscheidungsprozess. Selbst wenn wir erkennen, dass wir grade “geschubst“ werden, verhindert dieses Erkennen nicht die Wirksamkeit des Nudgings.
Erkennen wir die Nudges nicht mehr, muss von einer Manipulation des Reizempfängers gesprochen werden.
Das sich diese Methoden nicht nur auf das Energiesparen oder auf Pläne zur Altersvorsorge anwenden lassen, sollte jedem Bürger klar sein.
Kritik am Nudging
Aus rechtswissenschaftlicher Perspektive wird vor allem der paternalistische Aspekt des Nudge-Ansatzes kritisiert, bei welchem von ökonomischen Annahmen über das „Sein“ auf ein rechtliches „Sollen“ geschlossen werde.
Weiterhin gibt es philosophische Kritik an den gesamtgesellschaftlichen Konsequenzen von Nudges. So sagen Kritiker, dass sich Nudges nur schwer mit demokratischen Grundprinzipien öffentlicher Institutionen vereinbaren liessen, unter anderem, weil Nudges keine Handlungsgründe lieferten. Im Übrigen würden Nudges auf zum Teil ungerechtfertigte Weise in Grundrechte eingreifen und seien daher verfassungswidrig.
Aus ökonomischer Sicht wird kritisiert, dass die normativen Grundlagen des Nudge-Ansatzes unklar seien, da niemals sicher bestimmt werden könne, welche Art der Beeinflussung den tatsächlichen Interessen der in ihren Entscheidungen manipulierten Individuen entspreche. Ebenso wird die Plausibilität der Behauptung bezweifelt, dass „weicher“ Paternalismus die Autonomie der Individuen respektiere.
Quelle: www.wikipedia.org [3]
Es wäre sinnvoller und nachhaltiger den Menschen zu erklären, warum Sie mehr Obst essen oder weniger Strom verbrauchen sollten, anstatt Sie zu beeinflussen.
Die Veränderung kommt durch das Verstehen.
Hier wäre der Zugang zu Bildungsmöglichkeiten und Informationen sicherlich hilfreicher. Aber da war ja noch was mit den Kosten.
Quellennachweise:
[1]
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2014/06/nudging-politik-verhaltensforschung-psychologie/komplettansicht
[2]
[3]
https://de.wikipedia.org/wiki/Nudge