politische Schlagworte (1) Phobien als Kampfbegriff

Nicht nur, dass „Pseudodiagnosen“ von verschiedenen Personen angewendet werden, die keine Kompetenzen für Diagnosen bzw. Diagnostik haben, also keine Ärzte oder Psychologen sind. Die Phobien werden inzwischen nach Bedarf „erfunden“, um politische Gegner zu diskreditieren und dadurch in der Öffentlichkeit zum Schweigen zu bringen. Der Vorteil ist natürlich, dass man mit diesen „gestörten“ Personen nicht mehr reden muss. Ein wirksames, sehr altes Stigma.

Es ist aber auch ein Missbrauch von medizinischer Autorität durch Sprachbilder und diese Methode ist inzwischen gesellschaftsfähig geworden. Und es verwundert nur wenig, dass die eigentlichen Experten dazu nur Schweigen, denn sie wollen nicht selbst Opfer dieser „Pseudodiagnosen“ werden und dadurch vielleicht ihre gut bezahlten Arbeitsplätze verlieren.
Die Begriffe Homophobie und Islamophobie werden regelmäßig auch von Massenmedien und politischen Akteuren benutzt und verbreitet.

Eine kurze Diagnose über das Hijacking von Begriffen in (mehreren) Teilen.

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[Zitat] Jonathan Haidt über die Psychologie der Selbstgerechtigkeit

„Wenn es um moralische Urteile geht, denken wir, dass wir Wissenschaftler sind, die die Wahrheit entdecken, aber eigentlich sind wir Anwälte, die für Positionen argumentieren, zu denen wir auf andere Weise gelangt sind.
(…)
OK, ich bin also aufgewachsen – ich habe 1981 in Yale angefangen, gerade als Vielfalt zu einem wichtigen, wichtigen Schlagwort der Linken wurde. Und in meiner gesamten akademischen Laufbahn ging es um Vielfalt: Vielfalt hier, Vielfalt da. Und damit ist eigentlich die Rassenvielfalt gemeint und in zweiter Linie die Geschlechtervielfalt. Und es wird behauptet, dass Vielfalt all diese Vorteile für das Denken hat, dass sie all diese großartigen Dinge bewirkt. Aber gleichzeitig habe ich in meiner akademischen Laufbahn beobachtet, dass es, als ich in den 80er Jahren mein Studium begann, ein paar Konservative in der Fakultät gab, und jetzt gibt es fast keine mehr. Wir haben also den Zustand erreicht, den George Will beschrieben hat. Er sagte, es gebe eine bestimmte Art von Liberalen, die Vielfalt in allem wollen, nur nicht im Denken. Wir brauchen also eine bestimmte Art von Vielfalt, aber man darf nicht vergessen, dass Vielfalt von Natur aus trennend wirkt, und was ist die Funktion Ihrer Gruppe? Wenn Ihre Gruppe Zusammenhalt braucht, brauchen Sie keine Vielfalt. Wenn Ihre Gruppe gutes, klares Denken braucht und Sie wollen, dass die Leute Ihre Vorurteile hinterfragen, dann brauchen Sie sie. In der akademischen Welt brauchen wir also diese Art von Vielfalt, und wir haben sie nicht. Das war ein Teil meiner Aussage.
(…)
Vielfalt ist also im Allgemeinen trennend, und sie muss gemanagt werden. Es gibt einige interessante Untersuchungen, die zeigen, dass man die Menschen spaltet, wenn man die Vielfalt zelebriert und hervorhebt, aber wenn man sie in einem Meer von Gemeinsamkeiten ertränkt, dann ist das kein Problem. Alles, was man tun kann, um zu betonen, wie ähnlich wir uns alle sind, wie viel wir gemeinsam haben, ist also gut. Alles, was man tun kann, um zu feiern – “Seht, wie unterschiedlich wir sind. Seht, wie vielfältig wir sind” – das erschwert den Zusammenhalt und das Vertrauen in der Gruppe.“

Jonathan Haidt

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[Zitat] Jonathan Haidt über Moral

„Moral bindet und blendet. Sie bindet uns an ideologische Teams, die sich gegenseitig bekämpfen, als ob das Schicksal der Welt davon abhängen würde, dass unsere Seite jede Schlacht gewinnt. Sie macht uns blind für die Tatsache, dass jedes dieser Teams aus guten Menschen besteht, die etwas Wichtiges zu sagen haben.“

Jonathan Haidt

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[Zitat] Jordan Peterson über die Zerstörung der Kultur

Die Kinder fangen an, diesen Ort zu verbrennen und ihn zu verwüsten. Sie ziehen einen Flügel die Treppe hinunter. Es ist die Zerstörung der Hochkultur, auf die sie nur zynisch zu blicken wissen, weil sie nicht glauben, dass harte Arbeit und Opfer etwas von irgendeinem Wert produzieren können. Sie wollen sie niederreißen und zerstören.
Man kann es in der Geschichte von Kain und Abel sehen. Abel arbeitet hart und jeder mag ihn, und er bringt die richtigen Opfer, so dass sein Leben wirklich gut läuft. Und das ist einer der Gründe, warum Kain ihn hasst. Er ist eifersüchtig und ärgerlich, aber schlimmer als das ist noch – wenn es dir nicht sehr gut geht und du mit jemandem zusammen bist, dem es sehr gut geht, ist es schmerzhaft, weil dich die bloße Tatsache ihres Seins beurteilt.
Und so ist es sehr einfach, dieses Ideal zerstören zu wollen, damit man nicht mit den schrecklichen Folgen leben muss, wenn man es vor sich verkörpert sieht. Und das ist ein Teil der Ursache, warum Menschen Dinge niederreißen wollen, so dass sie nichts mehr haben, gegen das sie sich abgrenzen und sich schlecht fühlen müssen. Und genau das ist es, was hier passiert. DIe Kinder zerstören all diese Kultur, denn die Tatsache, dass sie existiert, beurteilt sie.

Jordan Peterson

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[Zitat] Gustave Le Bon – das sozialistische Glücksideal

„Der philosophische Unsinn gewisser allgemeiner Grundanschauungen war nie ein Hindernis für ihren Triumph. Dieser Triumph scheint sogar nur dann möglich zu sein, wenn sie irgendwelchen geheimnisvollen Unsinn enthalten. Die offenbare geistige Armut der sozialistischen Lehren der Gegenwart wird nicht verhindern, dass sie sich der Massenseele einpflanzen. Ihre wahre Unzulänglichkeit im Vergleich zu jedem religiösen Glauben besteht einzig darin: Da das Glücksideal, das der Glaube in Aussicht stellte, nur in einem zukünftigen Leben verwirklicht werden sollte, so konnte niemand diese Verwirklichung bestreiten; da das sozialistische Glücksideal sich auf Erden verwirklichen soll, so wird die Nichtigkeit der Verheißungen sogleich bei den ersten Verwirklichungsversuchen an den Tag treten, und der neue Glaube wird jeden Einfluss verlieren. Seine Macht wird also nur bis zum Tage seiner Verwirklichung wachsen. Und deshalb wird die neue Religion, wie alle früheren, zunächst eine zerstörende Tätigkeit ausüben, ohne, wie sie, später eine schöpferische Rolle übernehmen zu können.“

Gustave Le Bon

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[Vortrag] Rainer Mausfeld – Wie werden politische Debatten gesteuert?

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Prof. Dr. Rainer Mausfeld
Wie werden politische Debatten gesteuert?” Methoden, Wirkung und Hintergründe

Theater Leo17 in München | 04. Juni 2018

Eine konstituierte öffentliche Debatte beinhaltet von sich aus bereits die Möglichkeit manipuliert zu werden, aufgrund der Struktur, wie sie entstanden ist.
Rainer Mausfeld decodiert in seinem Vortrag diese Strukturen der Meinungsbildung.

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Nudging (3) Wann ist es Manipulation?

Was ist Manipulation?

“[Cass] Sunstein warb bei einem Besuch im Januar [2015 Anmerk.] im Bundeskanzleramt noch einmal nachdrücklich für die Verhaltensökonomie. „Wichtig ist es, die Prinzipien von Transparenz und Neutralität einzuhalten“, sagte er. „Dann kann Nudging ein sehr erfolgreiches Instrument sein, um das Glück der Bürger zu steigern.“ [1]


Die Methoden des Framings, Primings, Nudgings usw. können unser Verhalten beeinflussen. Sie können offensichtlich und auch verdeckt wirksam werden. Das Problem ist, dass sie auch dann wirksam werden können, wenn sie als Manipulationstechniken erkannt wurden. So bleibt der Frame eines Produktes oder einer Werbung auch dann wirksam (wenn auch in abgeminderter Form), wenn sie das Wort Framing (oder das Wort Werbung) einblenden oder auf die Verpackung drucken.

Es ist also nur eine bedingt wirksame Gegenmaßnahme, wenn die Bundesregierung sagt, sie werde diese Methoden transparent machen. Die Methoden bleiben wirksam.

Nudging Teil 1 Was ist Nudging?
Nudging Teil 2 Verhaltensökonomisch “richtiges” Handeln im Sinne der Regierung
Nudging Teil 3 Wann ist es Manipulation?
Nudging Teil 4 Kein öffentliches Interesse?

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Nudging (2) Verhaltensökonomisch “richtiges” Handeln im Sinne der Regierung

Im ersten Teil über dieses Thema wurden die Grundlagen der “Nudging-Methode” beschrieben. Dieser Beitrag beschreibt, was Verhaltensökonomisch “richtiges” Handeln im Sinne der Regierung ist und wiederholt die Kritik am Nudging aus dem ersten Teil. Ist die massenhafte Manipulation von Bürgern mit unserem Grundgesetz zu vereinbaren? Wie transparent ist der Einsatz von psychologischen Methoden zum Beispiel in der Werbung oder im Wahlkampf?

Stellen Sie sich vor was passieren würde, wenn im Wahljahr 2017 die Alternative für Deutschland (AfD) in das Kanzleramt einziehen würde und dann berichten zum Beispiel der STERN oder die Tagesschau darüber, dass das Bundeskanzleramt nun mit Hilfe psychologischer Methoden eine neue Strategie entwickelt, um die Bürger “wirksamer zu regieren”. Wir hätten vermutlich wochenlang Schlagzeilen und das auch zu Recht.
Wenn aber CDU, CSU und SPD “wirksamer regieren” wollen, dies im Koalitionsvertrag vereinbaren [1] und dafür mit Steuergeldern eine Arbeitsgruppe bilden, ist das für die meisten Massenmedien anscheinend ohne größere Bedeutung. Ist Nudging nur eine Lappalie?


Nudging Teil 1 Was ist Nudging?
Nudging Teil 2 Verhaltensökonomisch “richtiges” Handeln im Sinne der Regierung
Nudging Teil 3 Wann ist es Manipulation?
Nudging Teil 4 Kein öffentliches Interesse?

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Nudging (1) Was ist Nudging?

Im ersten Beitrag über das Thema “Nudging” wird die Methode des Nudgings beschrieben. Der zweite Teil stellt die Frage nach der Möglichkeit einer wirksamen Kontrolle dieser Methoden durch die Zivilgesellschaft.

Das Bundeskanzleramt arbeitet an psychologischen Methoden und Strategien, um die Bürger zum Handeln im Sinne der (temporären) Regierung zu bringen. Was zunächst nach einem schlechten Drehbuch klingen mag, sollte nicht unterschätzt werden. Denn die Grenze zur Manipulation der Bürger kann dabei sehr schnell überschritten werden.
Natürlich sind diese Methoden und Strategien immer völlig transparent und mit allen Gesetzen und Verfassungen dieser Welt zu vereinbaren. Und es hat auch niemand die Absicht eine Mauer zu errichten …

Nudging Teil 1 Was ist Nudging?
Nudging Teil 2 Verhaltensökonomisch “richtiges” Handeln im Sinne der Regierung
Nudging Teil 3 Wann ist es Manipulation?
Nudging Teil 4 Kein öffentliches Interesse?

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[Interview] Im Gespräch mit Prof. Dr. Rainer Mausfeld

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Der Vortrag des Psychologen Prof. Dr. Rainer Mausfeld “Warum schweigen die Lämmer?” wurde hier schon in einem früheren Beitrag empfohlen. In seinem Vortrag erklärt er die Techniken des Aufmerksamkeits-, Angst- und Empörungsmanagements und die Möglichkeit, wie verschiedene Ereignisse in den Nachrichten unsichtbar gemacht werden können.

Als eine Ergänzung zu seinem Vortrag, möchte ich auf zwei Interviews mit Prof. Dr. Rainer Mausfeld aufmerksam machen, in denen die Themen Medien, Demokratie und Neoliberalismus im Mittelpunkt stehen.

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[Vortrag] Hans-Joachim Maaz – Gefahr der Spaltung

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Dr. Hans-Joachim Maaz erklärt in diesem Vortrag seine Beobachtung der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation. Es ist eine Analyse der Dynamik von Protest und Gegenprotest im Zusammenhang mit der Frage, wie unsere Gesellschaft mit den Flüchtlingen und den damit verbundenen Problemen und Chancen umgeht und umgehen sollte. (mehr …)

[Vortrag] Rainer Mausfeld: Warum schweigen die Lämmer?

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Prof. Dr. Rainer Mausfeld: „Warum schweigen die Lämmer?“
Psychologie, Demokratie und Empörungsmanagement.

Ein Vortrag an der Christian Albrechts Universität Kiel über verschiedene Strategien des Aufmerksamkeitsmanagements. Massenmedien als Narkotika für die Bevölkerung. Prof. Dr. Rainer Mausfeld beschreibt die Techniken auch für nicht Psychologen sehr verständlich und anschaulich. „Als Wissenschaftler, der sich in gesellschaftlicher Verantwortung stehen sieht, hat er sich u.a. kritisch mit der Rolle von Psychologen bei der Entwicklung von Methoden der sogenannten ‚weißen Folter‘ auseinandergesetzt“, so steht es in dem kurzen Text vor dem Vortrag.
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