Friedrich Nietzsche über Sozialismus, Tyrannei und Besitz [Zitat]

skynetblog.de - Friedrich Nietzsche

 

„Der Sozialismus – als die zu Ende gedachte Tyrannei der Geringsten und Dümmsten, d. h. der Oberflächlichen, Neidischen und der Drei-viertels-Schauspieler – ist in der Tat die Schlußfolgerung der »modernen Ideen« und ihres latenten Anarchismus; aber in der lauen Luft eines demokratischen Wohlbefindens erschlafft das Vermögen, zu Schlüssen oder gar zum Schluß zu kommen. Man folgt – aber man folgert nicht mehr.

Deshalb ist der Sozialismus im ganzen eine hoffnungslose säuerliche Sache: und nichts ist lustiger anzusehn als der Widerspruch zwischen den giftigen und verzweifelten Gesichtern, welche heute die Sozialisten machen – und von was für erbärmlichen gequetschten Gefühlen legt gar ihr Stil Zeugnis ab! – und dem harmlosen Lämmer-Glück ihrer Hoffnungen und Wünschbarkeiten. Dabei kann es doch an vielen Orten Europas ihrerseits zu gewaltigen Handstreichen und Überfällen kommen: dem nächsten Jahrhundert wird es hie und da gründlich im Leibe »rumoren«, und die Pariser Kommune, welche auch in Deutschland ihre Schutzredner und Fürsprecher hat, war vielleicht nur eine leichtere Unverdaulichkeit gewesen im Vergleich zu dem, was kommt.

Trotzdem wird es immer zu viel Besitzende geben, als daß der Sozialismus mehr bedeuten könnte als einen Krankheits-Anfall: und diese Besitzenden sind wie ein Mann eines Glaubens »man muß etwas besitzen, um etwas zu sein«. Dies aber ist der älteste und gesündeste aller Instinkte: ich würde hinzufügen: »man muß mehr haben wollen, als man hat, um mehr zu werden». So nämlich klingt die Lehre, welche allem, was lebt, durch das Leben selber gepredigt wird: die Moral der Entwicklung. Haben und mehr haben wollen, Wachstum mit einem Wort – das ist das Leben selber.

In der Lehre des Sozialismus versteckt sich schlecht ein »Wille zur Verneinung des Lebens«: es müssen mißratene Menschen oder Rassen sein, welche eine solche Lehre ausdenken. In der Tat, ich wünschte, es würde durch einige große Versuche bewiesen, daß in einer sozialistischen Gesellschaft das Leben sich selber verneint, sich selber die Wurzeln abschneidet. Die Erde ist groß genug und der Mensch immer noch unausgeschöpft genug, als daß mir eine derart praktische Belehrung und demonstratio ad absurdum, selbst wenn sie mit einem ungeheuren Aufwand von Menschenleben gewonnen würde, nicht wünschenswert erscheinen müßte. Immerhin, schon als unruhiger Maulwurf unter dem Boden einer in Dummheit rollenden Gesellschaft wird der Sozialismus etwas Nützliches und Heilsames sein können: er verzögert den »Frieden auf Erden« und die gänzliche Vergutmütigung des demokratischen Herdentieres, er zwingt die Europäer, Geist, nämlich List und Vorsicht übrigzubehalten, den männlichen und kriegerischen Tugenden nicht gänzlich abzuschwören – er schützt Europa einstweilen vor dem ihm drohenden marasmus femininus.

Friedrich Nietzsche

 

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Arthur Schopenhauer über den Koran [Zitat]

„Tempel und Kirchen, Pagoden und Moscheen, in allen Landen, aus allen Zeiten, in Pracht und Größe, zeugen vom metaphysischen Bedürfniß des Menschen, welches, stark und unvertilgbar, dem physischen auf dem Fuße folgt. Freilich könnte wer satirisch gelaunt ist hinzufügen, daß dasselbe ein bescheidener Bursche sei, der mit geringer Kost vorlieb nehme. An plumpen Fabeln und abgeschmackten Mährchen läßt er sich bisweilen genügen: wenn nur früh genug eingeprägt, sind sie ihm hinlängliche Auslegungen seines Daseyns und Stützen seiner Moralität.

Man betrachte z.B. den Koran: dieses schlechte Buch war hinreichend, eine Weltreligion zu begründen, das metaphysische Bedürfniß zahlloser Millionen Menschen seit 1200 Jahren zu befriedigen, die Grundlage ihrer Moral und einer bedeutenden Verachtung des Todes zu werden, wie auch, sie zu blutigen Kriegen und den ausgedehntesten Eroberungen zu begeistern. Wir finden in ihm die traurigste und ärmlichste Gestalt des Theismus. Viel mag durch die Uebersetzungen verloren gehn; aber ich habe keinen einzigen werthvollen Gedanken darin entdecken können.

Dergleichen beweist, daß mit dem metaphysischen Bedürfniß die metaphysische Fähigkeit nicht Hand in Hand geht. Doch will es scheinen, daß in den frühen Zeiten der gegenwärtigen Erdoberfläche Diesem anders gewesen sei und daß Die, welche der Entstehung des Menschengeschlechts und dem Urquell der organischen Natur bedeutend näher standen, als wir, auch noch theils größere Energie der intuitiven Erkenntnißkräfte, theils eine richtigere Stimmung des Geistes hatten, wodurch sie einer reineren, unmittelbaren Auffassung des Wesens der Natur fähig und dadurch im Stande waren, dem metaphysischen Bedürfniß auf eine würdigere Weise zu genügen: so entstanden in den Urvätern der Brahmanen, den Rischis, die fast übermenschlichen Konceptionen, welche später in den Upanischaden der Veden niedergelegt wurden.

Niemals hingegen hat es an Leuten gefehlt, welche auf jenes metaphysische Bedürfniß des Menschen ihren Unterhalt zu gründen und dasselbe möglichst auszubeuten bemüht waren; daher es unter allen Völkern Monopolisten und Generalpächter desselben giebt: die Priester. Ihr Gewerbe mußte ihnen jedoch überall dadurch gesichert werden, daß sie das Recht erhielten, ihre metaphysischen Dogmen den Menschen sehr früh beizubringen, ehe noch die Urtheilskraft aus ihrem Morgenschlummer erwacht ist, also in der ersten Kindheit: denn da haftet jedes wohl eingeprägte Dogma, sei es auch noch so unsinnig, auf immer. Hätten sie zu warten, bis die Urtheilskraft reif ist; so würden ihre Privilegien nicht bestehn können.“

Arthur Schopenhauer

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Sherlock Holmes über den wirklichen Sachverhalt [Zitat]

„Sie sollten doch einmal meine Vorschrift anwenden. (…) Wie oft habe ich Ihnen [Watson, Anmerk.] gesagt, daß man nur alle Unmöglichkeiten zu beseitigen braucht; was dann übrig bleibt, muß trotz aller Unwahrscheinlichkeit der wirkliche Sachverhalt sein.“

Sherlock Holmes

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Platon über natürliche und willkürliche Gesetze [Zitat]

„Denn nach der Natur ist alles häßlicher, was auch schlechter ist, nämlich das Unrechtleiden, nach dem Gesetz aber das Unrechttun. Denn das Unrechtleiden ist nicht der eines Mannes würdige Zustand, sondern eines Sklaven, für den der Tod besser ist als das Leben, weil er nicht imstande ist, wenn er beleidigt oder gemißhandelt wird, sich selbst zu helfen oder sonst jemandem, den er gern hat. Die Gesetzgeber aber sind, denke ich, die schwächlichen Menschen und die große Masse! In Rücksicht auf sich und ihren eigenen Vorteil geben sie die Gesetze, sprechen sie Lob und Tadel aus. Sie wollen die stärkeren Menschen, welche die Kraft haben, sich Vorteil anzumaßen, einschüchtern, damit sie es nicht ihnen gegenüber tun, und sagen deshalb, es sei häßlich und ungerecht, sich Vorteile anzumaßen, und das versteht man unter Unrechttun, sich Vorteile vor dem ändern anzumaßen suchen. Denn sie sind, denke ich, zufrieden, weil sie schwächer sind, wenn sie nur den gleichen Teil behalten. Daher also wird dies durch das Gesetz als ungerecht und häßlich bezeichnet: das Streben, mehr zu haben als die meisten; und dieses nennt man Unrechttun. Die Natur selbst aber beweist, daß es gerecht ist, daß der Stärkere mehr habe als der Schwächere und der Fähige mehr als der Unfähige. Unter vielen anderen Beweisen hierfür zeigt sie unter den Tieren überhaupt und unter den Menschen in ganzen Staaten und Geschlechtern; daß das anerkanntes Recht ist, daß der Stärkere über den Schwächeren herrsche und mehr habe als jener.

Denn mit welchem Rechte ist denn Xerxes gegen Hellas zu Feld gezogen? Oder sein Vater gegen die Skythen? Oder tausend andere Tatsachen der Art könnte man anführen. Aber ich denke, diese handeln nach der Natur und, beim Zeus, nach dem Gesetz der Natur, freilich nicht nach dem, das wir willkürlich aufstellen. Die Besten und Stärksten aus unserer Mitte nehmen wir von Jugend an her und suchen sie wie Löwen durch Sprüche und Zaubermittel untertänig zu machen und sagen ihnen, Gleichberechtigung müsse sein, und darin bestehe das Schöne und Gerechte. Wenn aber, glaube ich, ein Mann kommt mit einer hinreichend starken Natur, der schüttelt das alles ab, durchbricht die Fesseln mit Erfolg, tritt unsere Satzungen, Zaubersprüche und Formeln und alle die widernatürlichen Gesetze zu Boden, und er, der unser Sklave war, tritt offen als unser Herr auf, und da zeigt sich das Recht der Natur in glänzendem Lichte.“ 

Platon (Kallikles)

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Sokrates – Da ich nicht glaube zu wissen, was ich nicht weiß [Zitat]

„Keiner von uns beiden, so kann man wohl sagen, weiß etwas Schönes und Gutes. Aber dieser glaubt zu wissen und weiß nicht, ich aber, der ich ebensowenig weiß, glaube das nicht. Daher scheine ich um ein weniges weiser zu sein als dieser, da ich nicht glaube zu wissen, was ich nicht weiß.“

Sokrates

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Marc Aurel – Zu zweierlei musst du stets bereit sein [Zitat]

„Zu zweierlei, musst du stets bereit sein, einmal, nur so zu handeln, wie die königliche Gesetzgeberin Vernunft um des Menschenwohls willen dir es nahelegt, und dann, deine Meinung zu ändern, sobald nämlich jemand auftritt, der sie berichtigt und dich von ihr abbringen will. Diese Meinungsänderung jedoch muss immer von der Überzeugung, dass sie gerecht oder gemeinnützig oder dergleichen sei, einzig und allein ausgehen, nicht aber davon, dass dir Annehmlichkeit oder Ruhm vorgespiegelt wird.“ 

Marc Aurel

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Dostojewski über das Nicht-Sagbare eines Gedankens [Zitat]

„O glauben Sie wirklich, daß ich es nicht weiß, wie ich mich schon sowieso mit meiner Erklärung erniedrige! Wer wird mich nicht für einen dummen Jungen halten, der mit seinen achtzehn Jahren das Leben noch nicht kennt. Doch er vergißt, daß so leben, wie ich diese sechs Monate gelebt habe, gleichbedeutend ist mit leben – bis zum Greisenalter! Möge man doch lachen, möge man sagen, daß es Märchen sind, denn es ist wahr, ich habe mir selbst Märchen vorerzählt, ganze Tage und Nächte lang, und ich erinnere mich jetzt ihrer aller.

Soll ich sie mir denn jetzt wieder erzählen, jetzt, wo es Zeit ist, auch die Märchen zu lassen? Und wozu noch? Ich vertrieb mir die Zeit mit ihnen, damals, als ich einsah, daß es mir sogar versagt war, die griechische Grammatik zu lernen, da ich, wie ich mir sagen mußte, ‚kaum bis zur Syntax kommen würde, bevor ich stürbe‘. Ich warf das Buch unter den Tisch – dort liegt es jetzt noch. Matrjona wollte es aufheben, ich habe es ihr verboten.

Möge der, dem meine Erklärung in die Hände fällt, und der die Geduld hat, sie durchzulesen, möge er mich für einen Wahnsinnigen oder, noch schlimmer, für einen Gymnasiasten halten – oder richtiger: für einen zum Tode Verurteilten, dem es nur zu natürlich schien, daß alle Menschen, nur er selbst ausgenommen, das Leben nicht zu schätzen wissen, es leichtsinnig verschwenden, faul und gewissenlos sich seiner bedienen, und daß alle, bis auf den letzten, es nicht verdienen! Doch ich erkläre, daß der Leser sich irrt, wenn er glaubt, diese meine Überzeugung sei abhängig von meinem Todesurteil. Fragen Sie, fragen Sie sie doch nur, vom ersten bis zum letzten, worin ihrer Meinung nach das Glück besteht?

Oh, seien Sie überzeugt, daß Kolumbus nicht damals glücklich war, als er Amerika entdeckt hatte, sondern als er es entdecken wollte; seien Sie überzeugt, daß der Augenblick seines höchsten Glückes vielleicht damals war, als drei Tage vor der Entdeckung der Neuen Welt seine Mannschaft meuterte und in der Verzweiflung schon nach Europa zurückkehren wollte! Nicht auf die Neue Welt kommt es hierbei an – hol sie der Henker! Und Kolumbus starb ja auch, fast ohne sie zu sehen, ja im Grunde genommen, ohne zu wissen, was er entdeckt hatte. Sondern auf das Leben kommt es an, einzig auf das Leben – auf das Entdecken des Lebens, das ununterbrochene und ewige Entdecken, und durchaus nicht auf das Entdeckte selbst! Doch was rede ich! Ich fürchte, daß alles, was ich soeben gesagt habe, allgemein bekannten Phrasen ähnlich ist, daß man mich für einen Schüler der unteren Klassen halten wird, der seinen Aufsatz über den ‚Sonnenaufgang‘ schreibt. Oder man wird sagen, daß ich etwas habe sagen wollen, doch bei aller Anstrengung mich nicht habe … ‚auszudrücken‘ verstanden. Ich möchte indessen bemerken, daß von jeder neuen und genialen menschlichen Idee, oder sogar von jedem ernsten Gedanken, der in einem Menschenhirn entsteht, immer noch irgend so etwas nachbleibt, was sich auf keine Weise andern Menschen mitteilen läßt, selbst wenn man ganze Bände darüber schriebe und den Gedanken fünfunddreißig Jahre lang auslegte. Dieses eine Unbestimmbare wird um keinen Preis aus Ihrem Schädel hinausgehen wollen und wird ewig in Ihnen verbleiben. Und damit sterben Sie zu guter Letzt und nehmen so vielleicht gerade das Wichtigste von Ihrer ganzen Idee mit ins Grab. Und wenn auch ich jetzt nicht alles das wiederzugeben verstanden habe, was mich in diesen sechs Monaten gequält hat, so wird man jetzt doch wenigstens einsehen, daß ich, indem ich diese meine ‚letzte Überzeugung‘ erwarb, sie vielleicht zu teuer habe bezahlen müssen. Sehen Sie, das ist es, was ich – aus gewissen, nur mir bekannten Gründen – in meiner ‚Erklärung‘ sichtbar zu machen für notwendig hielt.

Ich fahre also fort.“

Fjodor Michailowitsch Dostojewski

 

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[Zitat] Tsunetomo Yamamoto über die Veränderung der Werte

Die Veränderung der Werte in den vergangenen dreißig Jahren

„Bis vor fünfzig oder sechzig Jahren nahm der Samurai jeden Morgen ein Bad, rasierte seinen Vorderkopf, räucherte sein Haar mit Weihrauch, schnitt seine Nägel, polierte sie mit Bimsstein und glättete sie mit Sauerklee, fein darauf bedacht, nicht seine Erscheinung zu vernachlässigen. Er reinigte seine Waffen und hielt sie poliert und frei von Rost. Erscheint uns das besondere Augenmerk auf die eigene gepflegte Erscheinung heute vielleicht als zu affektiert, so entstammt es doch keiner romantischen Idee. Bereit, jeden Tag im Kampf zu sterben, traten junge wie alte Samurai gepflegt auf, weil sonst ihr toter Körper auf einem Schlachtfeld – entgegen ihrem Wunsch, auf alles vorbereitet zu sein – ganz sicher vom Feind als schmierig verachtet worden wäre. Wenn diese Sitte auch kompliziert und zeitraubend erscheint, beschreibt sie doch genau das, was von einem Samurai erwartet wird; es gibt sonst nichts Besonderes, was mehr Hast oder Zeit brauchte.

Man kann von jeder Gefahr der Schande frei sein, solange man – fest entschlossen, jeden Moment zu sterben, oder sich bereits für tot haltend – sowohl in seinem Dienst als auch beim Ausüben militärischer Tugend sich ernsthaft bemüht. …

In den vergangenen dreißig Jahren geschahen viele Veränderungen. Wann auch immer sich junge Samurai treffen, sie reden nur über finanziellen Reichtum anderer, Gewinn und Verlust, ihr Haushaltsbudget, Kleidung und Sex. Ohne solche Themen fühlen sie sich angespannt. Welch erbärmliche öffentliche Moral jenseits jeder Besserung!

Früher hatten die Zwanzig- und Dreißigjährigen keine solch nichtswürdigen Ideen im Sinn, weshalb auch keine Worte über solche Themen aus ihren Mündern kamen. Selbst ein alter Samurai, der unbewusst so daher plapperte, wurde gewarnt, dass man ihn dafür strafen würde.

Die gegenwärtige öffentliche Moral ist wahrscheinlich auf die tölpelhafte Art zurückzuführen, mit der größtes Gewicht auf finanzielle Angelegenheiten gelegt wird. Solange sich jemand von Luxus fernhält, der seinem Stand unangemessen ist, kann er frei von solchem Denken sein.

Es ist auch verachtenswert, einen sparsamen jungen Mann als guten Haushälter zu bezeichnen. Ein zu sparsamer Geist neigt dazu, die sozialen Verpflichtungen zu versäumen, der Mann endet womöglich als feiger Geizhals.“

Tsunetomo Yamamoto

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[Zitat] Platon über die Vorausetzungen für Frieden

Die vornehmste Grundlage eines glückseligen Lebens aber ist dies, dass man weder Unrecht tut noch von anderen Unrecht erleidet. Hiervon ist nun das Erstere nicht so gar schwer zu erreichen, wohl aber so viel Macht zu erwerben, dass man sich gegen jedes Unrecht zu sichern vermag, und es ist unmöglich auf eine andere Weise vollkommen zu derselben zu gelangen als dadurch, dass man selber vollkommen tüchtig dasteht. Und ebenso ergeht es auch einem Staate, ist er tüchtig, so wird ihm ein friedliches Leben zuteil, ist er es nicht, so bedrängt ihn Fehde von innen und außen. [B] Steht es aber so damit, so muss sich jeder nicht erst im Kriege, sondern schon in Friedenszeiten auf den Krieg einüben, und darum muss eine verständige Bürgerschaft in jedem Monat nicht weniger als einen Tag Kriegsdienste tun, wohl aber noch mehrere, wenn es den Behörden nötig erscheint, und dabei weder Frost noch Hitze scheuen. Und zwar muss sich dies nicht bloß auf die Männer erstrecken, sondern die ganze Bürgerschaft oder auch einzelne Abteilungen derselben, je nachdem es die Behörden für gut finden, muss mit Weibern und Kindern ausrücken. [C] Außerdem müssen alle Opfer mit schönen Kampfspielen verbunden sein, so dass festliche Kämpfe ausgeführt werden, welche so treu als möglich die wirklichen Kämpfe im Kriege nachahmen. Und an die Sieger in diesen Kämpfen sollen Preise und Belohnungen der Tapferkeit verteilt werden, und alle Bürger sollen ihr Lob und ihren Tadel gegeneinander bei diesen Gelegenheiten äußern, je nach dem Verhalten welches ein jeder in diesen Kämpfen so wie in seinem ganzen übrigen Leben an den Tag gelegt hat, so dass also, wer sich als trefflich bewährt hat, Ehrenbezeugungen, und wer es nicht hat Tadel empfängt.

Platon

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[Zitat] C.G. Jung über die Gefahr psychotischer Epidemien

„Die gigantischen Katastrophen, die uns heute drohen, sind keine Elementarereignisse physikalischer oder biologischer Art, sondern psychische Ereignisse.

In ganz erschreckendem Maße werden wir von Kriegen und Revolutionen bedroht, die nichts anderes sind als psychische Epidemien. Jeden Augenblick können mehrere Millionen Menschen von einem neuen Wahnsinn befallen werden, und dann haben wir einen neuen Weltkrieg oder eine verheerende Revolution. Anstatt wilden Tieren, Erdbeben, Erdrutschen und Überschwemmungen ausgeliefert zu sein, wird der moderne Mensch von den Urgewalten
seiner eigenen Psyche geschlagen.

Dies ist die Weltmacht, die alle anderen Mächte auf der Erde, bei Weitem übertrifft.

Das Zeitalter der Aufklärung, das die Natur und die menschlichen Institutionen von Göttern befreite, hat den Gott des Schreckens übersehen, der in der menschlichen Seele wohnt. Wenn überhaupt, ist die Furcht vor Gott angesichts der überwältigenden Übermacht des Psychischen gerechtfertigt. Aber all das ist so viel Abstraktion. Jeder weiß, dass der Intellektuelle, dieser schlaue Schakal, es so oder anders ausdrücken kann, wie es ihm gefällt.

Etwas ganz anderes ist es, wenn die Psyche als objektive Tatsache, hart wie Granit und schwer wie Blei, einem Menschen als inneres Erlebnis gegenübertritt und ihn mit hörbarer Stimme anspricht und sagt: „Das ist es, was sein wird und sein muss.

Dann fühlt er sich berufen, so wie es die Gruppe tut, wenn ein Krieg im Gange ist, oder eine Revolution, oder irgendein anderer Wahnsinn. Nicht umsonst schreit unser Zeitalter nach der „Erlöser Persönlichkeit“, nach demjenigen, der sich aus dem Griff des Kollektivs emanzipieren und wenigstens seine eigene Seele retten kann, der ein Leuchtfeuer der Hoffnung für andere entzündet und verkündet, dass hier wenigstens ein Mensch ist, dem es gelungen ist, sich aus der fatalen Identität dieser Gruppenpsychose zu befreien.

Denn die Gruppe hat aufgrund ihres Unbewusstseins keine Wahlfreiheit, und so überrollt sie die psychische Entwicklung wie eine unkontrollierte Naturgewalt. Es wird also eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, die erst in der Katastrophe zum Stillstand kommt. Die Menschen sehnen sich immer dann nach einem Helden, einem Drachentöter, wenn sie die Gefahr der psychischen Kräfte spüren, daher der Schrei nach Persönlichkeit.“

C.G. Jung

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[Zitat] Tsunetomo Yamamoto – Der entscheidende Moment

Jeder Moment ist entscheidend

(Wie von Yamamoto Tsunetomo seinem Adoptivsohn Gonnojo erzählt)
„Der gegenwärtige Augenblick kann wohl der entscheidende sein; der entscheidende Moment kann genau jetzt sein. Menschen, die diese Momente für getrennte Dinge halten, können im Augenblickdes Notfalls nicht bereit sein. Wenn ein Mann genau jetzt zu seinem Fürsten gerufen und angewiesen würde, seine Gedanken zu einem bestimmten Sachverhalt zu äußern,würde er höchstwahrscheinlich keine prompte Antwort wissen. Dies bezeugt, daß die Einstellung gegenüber dem entscheidenden Augenblick anders ist als die zu den gewöhnlichen Stunden.

Diese verschiedenen Momente für ein und dasselbe zuhalten, erfordert tägliches Üben als Gefolgsmann während der Freizeit, um in der Lage zu sein, Dinge explizit zu erklären, wenn man vor das Shogunat oder den Shogun selbst zitiert wird, vor den Lehensfürsten oder ältere Ratsmitglieder des Clans. Und das, selbst wenn man sicher weiß, daß der eigene niedere Rang im ganzen Leben niemals die Möglichkeit bieten wird, in der Gegenwart des Fürsten zu sprechen.

Diese Haltung paßt zu allem – ob du auf dem Schlachtfeld bist oder im bürgerlichen Dienst. Sei also entsprechend umsichtig. Wenn wir dies soweit analysieren, wie sehr müssen wir da erkennen, daß wir ständig unaufmerksam sind!“

Tsunetomo Yamamoto

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[Zitat] Bruce Lee – Sei Wasser, mein Freund

„Leere deinen Geist, sei formlos, ohne Gestalt, wie Wasser. Wenn du Wasser in eine Tasse gibst, wird es zur Tasse. Füllst du Wasser in eine Flasche, wird es zur Flasche. Wenn du es in eine Teekanne gibst, dann wird es zur Teekanne. Wasser kann ruhig fließen oder es kann zerstören. Sei Wasser, mein Freund.“

Bruce Lee

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[Zitat] Sunzi über die Annahme, dass der Feind angreift

„Die Regeln für militärische Operationen lehren nicht, darauf zu zählen, dass der Feind nicht kommt, sondern darauf zu vertrauen, dass wir Mittel und Wege haben, mit ihm fertig zu werden; sie lehren nicht, darauf zu bauen, dass wir etwas haben, was unangreifbar ist.“

Sunzi

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[Zitat] Henry David Thoreau über verbesserte Mittel für unverbesserte Zwecke

„So wie mit unseren Universitäten, ist es mit hundert anderen »modernen Errungenschaften«: wir täuschen uns. Nicht immer bedeuten sie tatsächlich einen Vorteil. Der Teufel verlangt von seiner ersten bis zur letzten Investierung Zins und Zinseszins auf Heller und Pfennig. Unsere Erfindungen sind meist schöne Spielsachen, die unsere Aufmerksamkeit vom Wesentlichen ablenken. Sie sind nur verbesserte Mittel zu einem unverbesserten Zweck, der nur allzu leicht zu erreichen war, so leicht, wie man mit der Eisenbahn von Boston nach New York kommt. Wir haben es furchtbar eilig, eine Telegraphenlinie von Maine nach Texas zu bauen. Aber vielleicht haben sich Maine und Texas gar nichts Wichtiges mitzuteilen. Es geht ihnen wie dem Manne, der sich eifrig bemühte, bei einer angesehenen schwerhörigen Dame eingeführt zu werden. Als er ihr dann vorgestellt wurde und man ihm das Ende ihres Hörapparates in die Hand gab, wußte er nichts zu sagen. Als ob die Hauptsache wäre, schnell zu reden, statt vernünftig zu reden. Wir wollen unbedingt den Ozean untertunneln, um die Alte Welt der Neuen ein paar Wochen näher zu bringen. Vielleicht dringt aber als erste Neuigkeit in das weit aufgerißne Ohr Amerikas die Nachricht, daß die Prinzessin Adelaide den Keuchhusten hat. Schließlich bringt nicht der Reiter die wichtigste Botschaft, dessen Pferd in der Minute eine Meile zurücklegt. Weder ist er ein Evangelist, noch lebt er von Heuschrecken und wildem Honig. Ich bezweifle, daß das Rennpferd »Flying Childers« jemals einen Sack Korn in die Mühle getragen hat.“

Henry David Thoreau

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[Zitat] Karl Popper und das Paradoxon der Toleranz

„Damit möchte ich nicht sagen, dass wir z.B. intolerante Philosophien auf jeden Fall gewaltsam unterdrücken sollten; solange wir ihnen durch rationale Argumente beikommen können und solange wir sie durch die öffentliche Meinung in Schranken halten können, wäre ihre Unterdrückung sicher höchst unvernünftig. Aber wir sollten für uns das Recht in Anspruch nehmen, sie, wenn nötig, mit Gewalt zu unterdrücken, denn es kann sich leicht herausstellen, dass ihre Vertreter nicht bereit sind, mit uns auf der Ebene rationaler Diskussion zusammenzutreffen, und beginnen, das Argumentieren als solches zu verwerfen; sie können ihren Anhängern verbieten, auf rationale Argumente – die sie ein Täuschungsmanöver nennen – zu hören, und sie werden ihnen vielleicht den Rat geben, Argumente mit Fäusten und Pistolen zu beantworten.

Wir sollten daher im Namen der Toleranz das Recht für uns in Anspruch nehmen, die Unduldsamen nicht zu dulden. Wir sollten geltend machen, dass sich jede Bewegung, die die Intoleranz predigt, außerhalb des Gesetzes stellt, und wir sollten eine Aufforderung zur Intoleranz und Verfolgung als ebenso verbrecherisch behandeln wie eine Aufforderung zum Mord, zum Raub oder zur Wiedereinführung des Sklavenhandels“.


„Weniger bekannt ist das Paradoxon der Toleranz:
Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“

Karl Popper

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